16. Mai 2017
Paderborns Landrat Manfred Müller bekräftigt sein „Nein“ zu einer „Stromautobahn“ durch das Kreisgebiet. „Der Kreis Paderborn hat mehr als genug Fläche für die Energiewende beigesteuert“, so der Landrat am gestrigen Abend in der Kreistagssitzung.
Paderborns Landrat Manfred Müller bekräftigt sein „Nein“ zu einer „Stromautobahn“ durch das Kreisgebiet. „Der Kreis Paderborn hat mehr als genug Fläche für die Energiewende beigesteuert“, so der Landrat am gestrigen Abend in der Kreistagssitzung. Mit 424 derzeit laufenden Windrädern (73 weitere sind genehmigt, 134 in Planung, 34 sollen abgebaut werden, alle Zahlen Stand 16.5.2017) sei die Grenze der Belastbarkeit für die Menschen und Natur im Paderborner Land erreicht. Natur und Landschaft seien im Kreisgebiet von herausragender Bedeutung. Ca. 9 % der Kreisfläche seien Naturschutzgebiete, ca. 40 % Landschaftsschutzgebiet. Jetzt auch noch eine, wenn auch unterirdische, Stromtrasse durch das Land führen zu wollen, sei zu viel. Die Lasten müssten gerecht verteilt werden. „Genug ist genug“, so der Landrat.
Hintergrund sind die jüngsten Vorschläge des thüringischen Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, die Trassenführung deutlich weiter nach Westen zu verlagern. Die Vorschläge sehen u.a. auch eine Linienführung durch das Kreisgebiet vor.
Die SuedLink-Trasse soll die neue Hauptschlagader der deutschen Energieversorgung werden, heißt es auf der Projektseite im Internet. SuedLink ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Netzbetreiber TenneT und TransnetBW. Auf einer Länge von über 600 Kilometer von Schleswig-Holstein nach Bayern und Baden-Württemberg soll Strom von den Windparks in der Nordsee und aus Norddeutschland in den industriereichen Süden transportiert werden. Doch der Verlauf einer solchen Stromdatenautobahn war von Anfang an umstritten. Erste Szenarien sahen vor, die Stromtrasse auch durch den Kreis Paderborn zu führen. Die Pläne waren auf massiven Widerstand gestoßen. Der Paderborner Kreistag beschloss Ende April 2015, dass Landrat Manfred Müller gegenüber der Bundesnetzagentur die ablehnende Haltung des Kreises zum Projekt SuedLink deutlich machen solle. Landrat Manfred Müller lud deshalb im Mai 2015 den Präsidenten der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sowie den Vorsitzenden der Geschäftsführung der TenneT TSO GmbH, Dr. Urban Keussen, ins Paderborner Kreishaus ein. Über den Planungsstand informierten sich auch die Bürgermeister des Kreises Paderborn. Einig waren sich alle Beteiligten, dass vor dem Hintergrund der Energiewende ein sicheres, stabiles und zuverlässiges Stromnetz in Deutschland zu sichern sei. Fest stehe jedoch auch, dass die Energiewende von allen geschultert werden müsse.
Im März dieses Jahres veröffentlichte TenneT neue Antragsunterlagen. Die dort dargelegten, möglichen Trassenkorridore führen nicht durch das Paderborner Kreisgebiet. Die Bundesnetzagentur prüft derzeit die Unterlagen. TenneT hat mit der Ausrichtung von Antragskonferenzen in den betroffenen Kommunen begonnen. „Deshalb müssen wir erst einmal abwarten, welche Auswirkungen die Vorschläge Thüringens tatsächlich haben“, sagt Müller. Klar sein müsse jedoch jedem, was genau da angedacht sei bzw. passieren soll.
Geplant sind zwei Verbindungen, eine zwischen Wilster bei Hamburg und Grafenrheinfeld in Bayern und eine weitere zwischen Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Großgartach in Baden-Württemberg. Mit der so genannten Höchstspannungsgleichstromübertragung soll eine Technologie eingesetzt werden, die einen Stromtransport über größere Distanzen mit möglichst wenigen Verlusten ermöglichen soll. Sicher sei bislang, dass die Stromtrassen unterirdisch gebaut werden sollen. Der Technische Dezernent der Paderborner Kreisverwaltung, Martin Hübner, erläuterte in der Kreistagssitzung, wie eine solche Erdverkabelung funktioniert.
Werden beide Nord-Süd-Verbindungen getrennt voneinander realisiert, würden die zwei Kabelsysteme in getrennten Trassen verlegt. Werden diese nebeneinander verlegt, spricht man von einer Stammstrecke. Die gesamte Trassenbreite einer Stammstrecke im Betrieb betrage circa 30 Meter, so Hübner. Sie umfasse bis zu vier Kabelgräben inklusive Zwischenräume sowie äußere Schutzabstände von jeweils 3 Metern. Der Arbeitsstreifen habe während der Bauarbeiten eine Breite von etwa 40 Meter, die abhängig von lokalen Bedingungen und Bodenverhältnissen variieren könne. Die Kabel müssten mindestens 1,30m tief liegen. Insgesamt müsste also viel Erdreich einmal längs durch die Republik bewegt werden.
Ziel der Bundesregierung ist die Energiewende für Deutschland. Bis 2025 soll 40- bis 45 Prozent der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien erbracht werden, bis 2035 dann 55 bis 60 %. Durch die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke bis spätestens 2022 kann in Bayern und Baden Württemberg über ein Drittel der benötigten Strommenge nicht mehr aus eigenen Quellen produziert werden, während in Norddeutschland ein deutlicher Überschuss an Strom durch Windparks (offshore und inshore) vorhanden ist. Nach dem Netzentwicklungsplan der Bundesrepublik Deutschland sind zur Stabilisierung der Netze verschiedene Höchstspannungsleitungen neu geplant. Die SuedLink ist das größte Projekt der Energiewende. Genehmigungsbehörde ist die Bundesnetzagentur. TenneT ist einer der vier Netzbetreiber von Höchstspannungsleitungen in Deutschland. Teil des jetzt laufenden Planungs- und Genehmigungsverfahrens sind die Antragskonferenzen in den betroffenen Regionen, bei denen auch die Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen. Am Ende dieses Verfahrens erfolgt dann die endgültige Festlegung des Trassenverlaufs durch die Bundesnetzagentur.
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