20. Dezember 2018
Landrat Manfred Müller und Malteser Hövelhof laden Obdachlose zum Drei-Gänge-Menü ein
Pfifferlingsuppe als Vorspeise, weiter geht es mit einem Westfälischer Sauerbraten mit Rotkohl, Schupfnudel und einer Birnenhälfte mit Preiselbeermarmelade und als Nachtisch ein Dessertbuffet mit frischem Obst und verschiedenen Cremes – wem läuft da nicht das Wasser im Mund zusammen? Der Tisch ist für dieses feine Drei-Gänge-Menü festlich gedeckt mit Platztellern und Servierten und die aufmerksamen Kellner reichen die Essen und Getränke am Tisch – natürlich immer vornehm von rechts serviert. Zu Weihnachten gönnt sich jeder gerne etwas und ein vornehmer Restaurantbesuch gehört für viele zur Jahreszeit dazu. Aber die Szene spielt in keinem Restaurant. Und die Besucher sind keine wohlsituierten Bürger, die sich etwas Entspannung gönnen. Und gerade deshalb verströmt dieses Essen das warme Gefühl des wahren Weihnachtsgeistes.
„Weihnachten ist ein Fest für alle. Mit unserem gemeinsamen Essen wollen wir ein wichtiges Zeichen setzen, dass Sie Teil unserer Gesellschaft sind und dass jeder Mensch gleich wichtig und gleich viel wert ist“, begrüßt Landrat Manfred Müller die rund 60 Obdachlosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen, die zum Weihnachtsessen ins Helene-Weber-Berufskolleg gekommen sind. Seit sechs Jahren veranstalten die Malteser Hövelhof dieses Weihnachtsessen und für viele der Gäste ist es eine liebgewordene Tradition geworden.
„Da hat sich jemand sehr viel Mühe für uns gegeben“, sagt Marlies* leise. Staunend betrachtet sie den von Hand geschriebenen Gruß, der auf einem Päckchen selbstgebackener Weihnachtskekse klebt. Die Schüler der Klasse 7b der Gesamtschule Elsen haben diese Kekse gebacken und für jeden Gast ein eigenes Päckchen gespendet. Es sind diese kleinen Gesten und liebevollen Details – ein per Hand geschriebener Gruß, die persönliche Begrüßung durch den Landrat, das Bedientwerden am Tisch -, die diesen Menschen, die sonst am Rande der Gesellschaft stehen, an diesem Nachmittag das Gefühl geben, gesehen zu werden. „Im Alltag fühlen sich sie sich oft unsichtbar. Deswegen ist der heutige Tag etwas Besonderes“, weiß Joachim Veemhof, Geschäftsführer und Sozialarbeiter beim SKM Paderborn. Er kümmert sich mit seinen Mitarbeitern um Menschen, die auf der Straße leben oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Er weiß daher, wie angespannt viele seiner Schützlinge zur Weihnachtszeit sind. „Viele Betroffene hatten einmal ein ‚normales‘ Leben, eine Familie und Kindern, um die sie sich jetzt nicht mehr kümmern können. Emotional ist dies eine sehr schwierige Zeit für sie“, erklärt er. Das Weihnachtsessen der Malteser unter der Schirmherrschaft des Landrates erlaubt ihnen, diese Anspannung zu vergessen. Das leckere Essen und die von Familie Merschmann vorgetragenen Weihnacht- und Adventslieder lassen eine besinnliche Stimmung aufkommen, die auf der Straße oder in einer Notunterkunft sicherlich oft schmerzlich vermisst wird.
Auch an denen, die an diesen Tag schuften müssen, geht diese besondere Atmosphäre nicht vorbei. Dirk Tschischke, Vorsitzender der Köchevereinigung Paderborn e.V., ist seit dem ersten Weihnachtsessen fester Bestandteil des Helferteams. Schon am Vortag hat der Koch mit seinen Mitarbeitern vorbereitet und gekocht, damit an diesem Tag alles glatt läuft. „Zu Weihnachten und in der Adventszeit stehe ich immer in der Küche, habe eigentlich keine Gelegenheit selbst die Zeit zu genießen. Aber wenn ich hier im Helene-Weber-Berufskolleg bin, die Weihnachtslieder höre und sehe, wie es den Gästen schmeckt, dann ist das mein erster weihnachtlicher, besinnlicher Moment“, freut sich der Koch.
Serviert wird das Drei-Gänge-Menü von Schülern des Berufskollegs. Sie absolvieren hier eine Ausbildung zur Hotel- oder Gastronomiefachkraft, werden auf einen Beruf in der gehobenen Gastronomie vorbereitet. „Ich freue mich, dass jedes Jahr unsere Schüler für einen Teil der Bevölkerung da sein können, die nicht von Glück gesegnet sind. Sie tun dies freiwillig und ehrenamtlich“, betont Schulleiter Andreas Czorny.
Am Ende des Nachmittags gibt es für die überraschten Gäste noch weitere Geschenke. 200 Paar Socken haben die Malteser mitgebracht, ein wertvolles Gut gegen die Kälte für Menschen, die keine wärmende Heizung ihr Eigen nennen können. „Wir veranstalten wöchentlich eine Suppenküche für Obdachlose in Paderborn. Das jährliche Weihnachtsessen ist für uns alle aber etwas Besonderes und wir freuen uns sehr, dass es so gut angenommen wird und auch einige ‚Stammgäste‘ jedes Jahr wiederkommen“, meinen Franz Kudak und Karl-Heinz Lieb, Geschäftsführer der Malteser Hövelhof. Sie bedanken sich ausdrücklich bei der Sparkasse Paderborn, die auch in diesem Jahr wieder den Kauf der Lebensmittel durch eine großzügige Spende ermöglicht haben.
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