30. September 2019
Der Landrat dankte im Kreishaus der engagierten Tierschützerin, die mit Herzblut und unerschöpflicher Energie jeden Tag daran arbeite und dafür kämpfe, „die Welt für Tiere ein Stück besser zu machen“.
Tiere in Not haben in ihr seit Jahrzehnten eine engagierte Fürsprecherin: Tierschützerin Gudrun Lumpp aus Paderborn gibt seit über 60 Jahren erkrankten, alten und hilfsbedürftigen Hunden oder auch Katzen, die keiner mehr will, ein Zuhause und bezahlt das alles aus eigener Tasche. Vor mehr als 20 Jahren verkaufte sie auch ihr damaliges Wohnhaus, um den Tierhort Albert Schweitzer in Paderborn-Benhausen zu realisieren. Bereits in den 70er Jahren setzte sie sich aktiv für die Kastration von frei lebenden Katzen ein, kämpfte für die artgerechte Haltung von Nutztieren und gute Rahmenbedingungen für wild lebende Tiere. Für dieses von Herzen kommende, selbstlose, beeindruckende und außerordentliche Engagement für den Tierschutz hat ihr der Bundespräsident das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Landrat Manfred Müller überreichte im Großen Sitzungssaal des Kreishauses Paderborn die Ordensinsignien und richtete gleichzeitig die Glückwünsche des Ministerpräsidenten sowie der Regierungspräsidentin aus. Der Landrat dankte der engagierten Tierschützerin, die mit Herzblut und unerschöpflicher Energie jeden Tag daran arbeite und dafür kämpfe, „die Welt für Tiere ein Stück besser zu machen“.
Gudrun Lumpp: "Ich habe das Elend gesehen und kann nicht anders als helfen".
Mit 19 hatte Gudrun Lumpp ein Schlüsselerlebnis: Gemeinsam mit ihrem Mann rettete sie einen kleinen Hund, wollte nicht, dass er allein bleibt und besuchte deshalb ein Tierheim. Sie habe das Elend gesehen und konnte seitdem nicht anders als zu helfen, sagt sie. Als gelernte Krankenschwester kümmerte sie sich viele Jahre um Patienten im Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn. Dort leistete sie Nachtschichten, um tagsüber die Tiere versorgen zu können. Erst als sie ihren Beruf, Familie und ihre Liebe und Verantwortung zu Tieren nicht mehr zeitlich miteinander vereinbaren konnte, traf sie Anfang der 80er Jahre die Entscheidung, sich mit ihrer Zeit, Fürsorge und finanziellen Mitteln vollständig dem Schutz der Tiere zu widmen. Sie war der Ansicht, dass Menschen bereits in vielfältiger Weise geholfen werde. Tiere in Not hingegen könnten kaum auf Verständnis und Unterstützung in Notlagen hoffen.
Gudrun Lumpp ist immer wieder auf Widerstand gestoßen, vor allem zu Beginn ihres Kampfes, als der Tierschutz kaum eine Lobby hatte. Doch sie ist hartnäckig, rückte den Tierschutz immer wieder in das Bewusstsein der Bürger und der Politik und hat Entscheidungen mit herbeigeführt. So setzte sie sich jahrelang für die Kastration von freilaufenden Katzen ein, um eine unkontrollierte Vermehrung und Verelendung von Katzen, für die sich niemand verantwortlich fühlt, zu verringern. Im August trat im Kreis Paderborn eine Katzenschutzverordnung in Kraft, mit einer Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für frei laufende Katzen.
Tierhort Albert Schweitzer ist ihr Lebenswerk: "Die Tiere sind mein Leben".
In ihrem Tierhort Albert Schweitzer kümmert sie sich täglich um über 100 Tiere, in erster Linie Hunde, die dort nicht in Zwingern untergebracht sind und auch im Garten freien Auslauf haben. Hinzu kommen umfangreiche Büroarbeiten. Dazu zählen der Schriftwechsel mit Veterinären und Tierkliniken, der Briefwechsel mit Familien, die ein Tier aufnehmen wollen sowie Telefonate und persönliche Gespräche mit Interessenten. Medikamente, Tiernahrung und Arztkosten für ihre Schützlinge finanziert sie aus ihrer eigenen Rente und Witwenrente. Sie ist froh und dankbar, wenn sich Menschen bereit erklären, ein Tier zu übernehmen, vereinbart jedoch immer zunächst eine Probezeit.
Unterstützung erfährt sie seit über 40 Jahren durch einen Tierpfleger, der selbst bereits seit einigen Jahren im Ruhestand ist und trotzdem tagtäglich bei der Fütterung und Pflege der Tiere sowie Reinigung der Räume hilft. Eine Gruppe ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer gehen regelmäßig mit den Hunden spazieren. Der Landrat dankte im Kreishaus auch den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die Gudrun Lumpp in ihrem Kampf für das Tierwohl zur Seite stehen.
Der Tierhort „Albert Schweizer“ e.V. ist nicht nur für Bürgerinnen und Bürger des Kreises Paderborn zu einer Anlaufstelle für Unterbringung, Versorgung und Vermittlung von Fundtieren geworden. Auch Nachbarkommunen stehen in regelmäßigem Kontakt mit ihr. Die Stadt Steinheim oder die Gemeinde Schlangen arbeiten seit mehr als 25 Jahren mit ihr zusammen. Der „Tierhort Albert Schweizer“ ist ihr Lebenswerk. Verschiedene Auszeichnungen hat sie bereits erhalten. Im Oktober 2018 wurde sie zuletzt vom Deutschen Tierschutzbund mit dem Deutschen Tierschutzpreis für dieses Lebenswerk mit stehenden Ovationen geehrt. Sie rührte die Zuhörerinnen und Zuhörer zu Tränen, als sie erzählte, dass sie oft im Bett abends weine, weil sie mit sich selbst hadere, ob sie nicht noch mehr machen könne. Die Tiere sind mein Leben, sagt sie. Dafür gibt sie alles: ihre Zeit, ihre finanziellen Mittel. Sie könnte mit ihrem außergewöhnlichen, uneigennützigen Engagement Pate gestanden haben für die Kriterien, die erfüllt sein müssen, um einem Menschen das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen. Landrat Manfred Müller schloss mit den Worten von Albert Schweizer, Namensgeber für ihren Tierhort: „Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt sondern Freude, es tun zu dürfen“. Gudrun Lumpp macht genau das, ist glücklich dabei, weil sie Leid lindern kann, und erhielt dafür das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgten die Gitarrenschüler der Kreismusikschule Paderborn, Enya und Nils Kloppenburg.
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