22. Januar 2019
Valerie Holsboer, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, spricht beim Neujahrsempfang des Kreises Paderborn
Mit nur 42 Jahren ist die Juristin und Mutter einer Tochter Valerie Holsboer dort angelangt, wo es in Deutschland nur die wenigsten Frauen hinschaffen: in den Vorstand eines bundesweit tätigen Akteurs. Bei der Bundesagentur für Arbeit ist sie seit 2017 für die Bereiche Finanzen, Controlling und Personal zuständig. Nun sprach sie beim Jahresempfang des Kreises Paderborn über die Frau als Fach- und Führungskraft.
Vor genau 100 Jahren wurde das Wahlrecht für Frauen in Deutschland eingeführt. Angesichts dieses Meilensteins stand der Abend ganz im Zeichen der Gleichberechtigung. Dass es hier besonders im Arbeitsleben immer noch Nachbesserungsbedarf besteht, machte Holsboer anhand der Arbeitsmarktzahlen klar. „Wir haben heute eine Beschäftigungsquote von Frauen von 56,9 Prozent“, erklärt die Fachfrau der Arbeitsagentur. Aber der Zuwachs an Frauenbeschäftigung beruhe allein auf Teilzeit. Gleichzeitig gäbe es im Durchschnitt 800.000 offene Stellen und die Vakanzzeit, bis eine Stelle widerbesetzt werden kann, ist von 90 auf 120 Tage gestiegen. „Ein Bundeskanzler hat mal den Begriff ‚Gedöns‘ geprägt. Aus dieser Ecke müssen wir raus“, mahnt Holsboer. Deutschland könne sich einfach nicht leisten, auf Frauen als Ressource zu verzichten.
Viele Unternehmen könnten hier noch dazulernen, zum Beispiel durch flexiblere Arbeitszeiten. Auch in anderen Bereich müsse neu gedacht werden: „Wir bieten nun in der Bundesagentur mehr Fortbildungen online am Bildschirm an, da Mütter nicht wochenlang von zu Hause wegbleiben können“, berichtet Holsboer von einer ihrer Maßnahmen als verantwortlicher Vorstand für das Personalwesen. Aber auch andere Hürden müssten abgebaut werden. So sei die Betreuung im Kindergartenalter in Deutschland gut geregelt, zum Beispiel auch durch die Möglichkeit für Arbeitgeber Kita-Gebühren sozialversicherungsfrei zu erstatten. Aber im Grundschulalter fallen diese Möglichkeiten plötzlich weg. „Sollen wir denn alle aufhören, wenn das Kind sechs ist?“, fragt die Mutter einer neunjährigen Tochter.
Zum Abschluss betonte sie, dass sie für die neue Generation Frauen positive Chance sehen. Zum einen mache die gute Wirtschaft eine stärkere Frauenbeschäftigung notwendig. Auch wachse jetzt auch eine Generation Frauen heran, die nicht mehr einsehen würde, warum sie nicht alles machen könnte wie die Männer. Holsboer stimmt aber vor allem eines optimistisch: „Ich vertraue auf die Generation der Väter!“ Männer, die sich selbst nicht vorstellen könnten, unter einer Frau zu arbeiten. Aber sie werden zu ‚Werwölfen‘, wenn jemand ihren gut ausgebildeten Töchtern Steine in den Weg werfe, hofft Holsboer.
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