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21. Januar 2019

Neujahrsempfang des Kreises Paderborn am Freitag, 18. Januar im Burgsaal der Wewelsburg

Landrat Manfred Müller ehrte die "stillen Helden des Alltags".

Landrat Manfred Müller überreichte den stillen Helden des Alltags den Ehrenteller des Kreises Paderborn 
Landrat Manfred Müller (zweiter von links) überreichte – von links nach rechts - Johannes Segin, Elisabeth Willeke und Harald Köhler den Ehrenteller des Kreises Paderborn. Bildnachweis: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Meike Delang

Im Rahmen des Neujahrsempfangs des Kreises Paderborn werden jedes Jahr neu die so genannten stillen Helden des Alltags ausgezeichnet. Gewürdigt wird das ehrenamtliche Engagement von Personen oder Institutionen. Der Kreis- und Finanzausschuss hat in seiner Sitzung am 10. Dezember 2018 entschieden,

• Elisabeth Willeke, Bad Lippspringe
• Harald Köhler, Paderborn
• Johannes Segin, Büren-Wewelsburg

in diesem Jahr auszuzeichnen. Landrat Manfred Müller überreichte am Freitag, 18. Januar im Rahmen des Neujahrsempfangs des Kreises Paderborn die Ehrenteller des Kreises Paderborn.





Auszug aus der Rede des Landrats:

• Elisabeth Willeke

Der erste Sprung vom Beckenrand, die scheinbar endlosen 25 m im Wasser, bis die Mutter endlich das „Seepferdchen“ an den Badeanzug oder die Badehose annähen konnte. Und hinter dem Schwimmhorizont ging es weiter: Je mehr Abzeichen den Schwimmanzug pflasterten, desto größer das Ansehen im örtlichen Schwimmbad. Es ist ein Ort, an den sich die älteren unter uns mit einer gewissen Wehmut erinnern. Nie schmeckte der Sprudel oder das Butterbrot besser, nie fühlte man sich wohliger müde als nach stundenlanger Wasserschlacht mit Freundinnen und Freunden im Freibad. Für die jüngeren ist es ein nahezu magischer Ort, an dem sie sich frei fühlen, neue Freundschaften schließen und vielleicht sogar der ersten Liebe begegnen können.
Es ist nicht nur bedauerlich, wenn Kindern Anekdoten dieser Art in ihrer Biographie fehlen. Es kann sogar lebensbedrohlich sein. Nach einer Umfrage der DLRG kann über die Hälfte der Grundschüler nicht sicher schwimmen.

Da kann der Ausflug an den See der letzte sein. Jedes Jahr neu ertrinken Kinder und Erwachsene in Flüssen und Seen. Elisabeth Willeke hat all dem den Kampf angesagt. Für sie ist Schwimmen lernen so wichtig wie essen und trinken. Als im April 1980 der Schwimmverein Bad Lippspringe an den Start ging, war sie sofort zu Stelle und wurde als sportliche Leiterin für Kinder und Jugendliche gewählt. Bis heute füllt sie dieses Amt aus und sorgt dafür, dass bereits Babys erste Erfahrungen mit dem Wasser sammeln und Kleinkinder schwimmen lernen können, „bei vielen Menschen bereits in der zweiten Generation“, heißt es in der Vorschlagsbegründung. Ende 2002 musste das Lehrschwimmbecken im Schulzentrum geschlossen werden. Dem Kleinkinderschwimmen in der Badestadt drohte das Aus. Elisabeth Willeke gründete zusammen mit der DLRG daraufhin im März 2003 den Förderverein Lehrschwimmbecken und übernahm den Vorsitz. Unermüdlich warb sie bei ansässigen Geschäftsleuten und Freunden um Spenden für die Renovierung des Schwimmbeckens im Therapiezentrum. Durch Mitgliederbeiträge, Spendenaktionen, Bücherbasare, die Elisabeth Willeke seit 2010 zwei Mal pro Jahr organisiert, und Tombolas, die zum Teil von ihr mitfinanziert wurden, kamen bis 2013 mehr als 80.000 Euro zusammen. Das Geld wurde nach Abschluss eines Vertrages mit der Stadt und dem Medizinischen Zentrum für Gesundheit in die Modernisierung des Schwimmbeckens im Therapiezentrum investiert. Der Schwimmsport in Bad Lippspringe ist so mindestens für die nächsten 20 Jahre gesichert. Dafür überreichte ihr Bürgermeister Andreas Bee im Oktober 2016 die Ehrennadel der Stadt Bad Lippspringe.
Seit April 1980 organisiert sie den Sprintercup in Bad Lippspringe. Das ist der größte Freiluft-Schwimmwettkampf in OWL. Und wer unter ihnen schon mal „nur“ ein Familientreffen organisiert hat, weiß, wie viel Arbeit es bedeutet, so ein, wie wir heute sagen, Event, auf die Beine zu stellen. Seit 2009 kooperiert der Schwimmverein Bad Lippspringe mit dem Kindergarten St. Martin. Durch Elisabeth Willekes ehrenamtliches Engagement stehen wirklich alle auf dem Siegertreppchen: Der Kindergarten ist als Bewegungskindergarten anerkannt, der Schwimmverein hat den Zusatz „kinderfreundlicher Verein“ erhalten – und: Die Kinder lernen schwimmen.

„Der Verein ist ihr Leben. Dafür opfert sie sehr, sehr viel Lebenszeit“, heißt es abschließend in der Vorschlagsbegründung. Ohne den Schwimmsport, der für sie alles bedeute, könnten tausende Kinder in Bad Lippspringe und Umgebung nicht schwimmen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Schwimmen bedeutet viel mehr, als nur Muskulatur aufzubauen und sich einem neuen Element anzuvertrauen. Schwimmen bedeutet auch, ein Ziel vor Augen zu haben, an die eigenen Kräfte zu glauben, den Kopf über Wasser zu halten, mit Gegenwind zu rechnen und manchmal auch gegen den Strom zu schwimmen, um das angestrebte Ufer zu erreichen. Das hier trifft exakt auch auf jene Frauen zu, die lange, viel zu lange, um ihre demokratischen Rechte kämpfen mussten. Die Frauen vor 100 Jahren nahmen sich ihr neu errungenes Recht zur Pflicht. Bei der Wahl im Januar 1919 stimmten fast 90 Prozent der wahlberechtigten Frauen ab. Die Erinnerung an ihren Kampf kann Kraft geben, die Zuversicht, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Auch das ist eine Botschaft des heutigen Abends. Deshalb ein herzlicher Applaus an dieser Stelle für die Frauen. Ein herzlicher Applaus für Elisabeth Willeke, eine starke Frau, die so sehr gekämpft hat, dass die Badestadt Bad Lippspringe ihrem Ruf mehr als gerecht wird.

• Harald Köhler


„Ziemlich beste Lauffreunde“ titelte das Westfälische Volksblatt im März 2016. Die Schlagzeile erinnert an den unglaublich erfolgreichen Kinofilm „Zwei ziemliche beste Freunde“, in dem ein querschnittsgelähmter Millionär und sein aus ärmsten Verhältnissen stammender afrikanischer Pfleger ziemlich beste Freunde werden. Der echte Millionär, dessen Leben hier verfilmt wurde, sagte zum Erfolg des Films, dass es keine Geschichte über Behinderte sei. Es gehe um Solidarität, um das Zusammenstehen. So wie bei Harald Köhler und Marius. Als der begeisterte Langstreckenläufer Harald Köhler vom Laufprojekt Special Olympics „Gemeinsam läuft´s besser“ in der Zeitung las - gesucht wurden Laufpaten für Menschen mit Behinderungen - meldete er sich sofort. Seit 2015 kümmert er sich um Menschen aus dem Haus Franziskus in Salzkotten, einem Wohnheim für behinderte Menschen. Dort lernte er Marius kennen, einen jungen Mann mit Autismus und geistiger Behinderung.
Sehr geehrte Damen und Herren, Bewegung ist wichtig, das wissen wir alle. Und wenn Sie oder ich, die meisten von uns, das wollen, dann ziehen wir unsere Laufklamotten an und legen los. Marius kann das nicht. Marius kann nicht einfach loslaufen. Mit Hilfe von Harald Köhler änderte sich sein Leben. Die Beiden laufen und trainieren zusammen. Gemeinsam starteten sie beim Paderborner Osterlauf und beim Salzkottener Marathon. Im vergangenen Jahr stand Marius, begleitet von Harald Köhler, bei den Special Olympics ganz oben auf dem Siegertreppchen. Sowohl in Paderborn als auch in Salzkotten belegte er beim 5 km-Lauf den ersten Platz. Ich darf daran erinnern, dass Marius auch Autist ist. Allein die Tatsache, dass er in so einer quirligen Menschenmenge überhaupt startet, ist bereits eine kleine Sensation. „Durch das gemeinsame Laufen hat Marius an Selbstsicherheit gewonnen und er hat ein sinnvolles Hobby gefunden, in dem er auch noch öffentliche Anerkennung bei den Siegerehrungen erfährt. Das ist praktizierte Inklusion“, heißt es in der Vorschlagsbegründung.
Sehr geehrte Damen und Herren, was überhaupt ist Inklusion? Der Film lieferte eine Antwort auf der Kinoleinwand. Harald Köhler beantwortet die Frage im richtigen Leben. Inklusion heißt, dass Menschen ganz natürlich dazu gehören. Für Harald Köhler ist es völlig selbstverständlich, mit Marius zu laufen, ihn zu begleiten. Beide zeigen eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Menschen zusammenstehen. Das ist menschliche Größe, die wir hier und heute auszeichnen. Und ich bin mir sicher, wenn immer mehr Menschen handeln wie Harald Köhler, wissen wir irgendwann nicht mehr, was Inklusion bedeutet. Weil wir dann dieses Wort schlicht nicht mehr brauchen.

• Johannes Segin

„Seit 50 Jahren kümmert er sich immer wieder lautlos und still um die Kleinigkeiten und Arbeiten, die das Leben im Dorf positiv gestalten und den Zusammenhalt in den Dorfgemeinschaften fördern“. Mit diesem Satz beginnt die Begründung, Johannes Segin für sein Engagement in und für Wewelsburg auszuzeichnen. Ich las weiter, um diese so genannten Kleinigkeiten kennenzulernen. Er half beim Bau, der Ausstattung und Erhalt der Wanderhütte an der Alme, beim Streichen der Dorfhallenfenster, bei der Sanierung des Hallendaches und der Erweiterung und Erneuerung des Hallenanbaus, der Sanierung des Pfarrheims, der jährlichen Pflege des Gefallenendenkmals, der Ausbesserung und Sicherung von Geh- und Wanderwegen, beim Aufstellen und Schmücken des dörflichen Weihnachtsbaumes, beim Aufbau der Weihnachtskrippe und der weihnachtlichen Ausschmückung der Kirche, bei der Entrümpelung des Wewelsburger Waldes, und er kümmert sich das ganze Jahr um die Pflege von Gräbern auf dem Friedhof, wenn Angehörige nicht mehr da sind. Schon beim Vorlesen dieser Liste komme ich außer Atem, und sie ist, wie betont wird, nicht vollständig. Johannes Segin ist in Wewelsburg vielen Menschen eine Stütze in schweren Zeiten, ist schlicht immer da, wenn man ihn braucht. Er ist in vielen Wewelsburger Vereinen aktiv und Ehrenmitglied des Heimatschutzvereins, ein Mensch, der Heimat schlicht lebt. „Er ist einfach und still die helfende Hand in Wewelsburg“, heißt es im Schreiben.
Lieber Herr Segin, wenn wir hier ein Stellenprofil für den stillen Helden des Alltags fertigen wollten, könnten Sie dafür Pate stehen. Menschen wie Sie möchten wir auf eine lichtdurchflutete Bühne stellen. Ihre Geschichte erzählen, um andere zu motivieren, es Ihnen gleich zu tun. Es ist mir eine große Freude, die helfende Hand von Wewelsburg hier in der Wewelsburg auszeichnen zu dürfen.

 
 
 

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