Ein Forum für Betroffene

Mitglied der Selbsthilfegruppe LongCovid berichtet im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises Paderborn

Möchten gemeinsam für das Thema „LongCovid“ sensibilisieren – (v.l.) der Ausschussvorsitzende des Kreissozial- und Gesundheitsausschusses, Ralf Pirsig, seine Stellvertreterin Andrea Klausing, Monika Bülling von der Selbsthilfegruppe LongCovid und Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi

Monika Bülling ist eine taffe, sympathische Frau. Mit 54 Jahren hat sie schon so manche Krise gemeistert. Nichts drohte die Leiterin einer Kindertageseinrichtung aus der Bahn zu werfen - fast nichts. Denn durch die Erkrankung mit dem Corona-Virus im Jahr 2020 ist im Leben von Monika Bülling nichts mehr wie es war.
Im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises Paderborn berichtete die Altenbekenerin nun über ihre Erfahrungen mit der Erkrankung, ihr Leben mit der Diagnose LongCovid und die Paderborner Selbsthilfegruppe für Menschen, denen es ähnlich geht. Um für das Thema LongCovid zu sensibilisieren und Betroffenen ein Forum zu geben, hatten der Ausschussvorsitzende Ralf Pirsig und Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi Monika Bülling stellvertretend für die erkrankten Menschen ins Kreishaus eingeladen.

„Früher hatte ich die Verantwortung für 100 Menschen in einem inklusiven Team. Heute schreibe ich mir auf, was ich im Alltag machen will“, berichtet Bülling. 20 Wochen Reha hat sie bereits hinter sich, doch ist eine wirkliche Besserung bisher nicht in Sicht. Gearbeitet hat die 54-Jährige seit ihrer Erkrankung nicht mehr.

Neben den Frustrationen und der Hilflosigkeit, die LongCovid im Alltag mit sich bringt, entwickeln sich bei Betroffenen nicht selten zusätzliche Erkrankungen wie z.B. Asthma, Lungenentzündungen oder –embolien, das Fatigue-Syndrom, das Fibromyalgiesyndrom oder rheumatische Arthritis.
Dass sich Büllings grippeähnlichen Symptome, wie von ihrer damaligen Hausärztin diagnostiziert, zu LongCovid entwickeln, hätten sie und ihre Familie sich damals nicht träumen lassen. Glücklicherweise werde das Thema heute, drei Jahre nach den ersten Coronaerkrankungen, aber immer ernster genommen, versucht sie zumindest etwas Positives aus der Situation zu ziehen. Allerdings gebe es in der Gesellschaft noch immer „zwei Lager“. „Für die einen ist die Pandemie vorbei. Auf der anderen Seite erkranken aber immernoch viele Menschen. Die Hürden von damals werden kleiner, aber sie sind nicht weg“, so die Altenbekenerin.

Um sich gegenseitig Halt, Unterstützung und Ratschläge zu geben, trifft sich die LongCovid-Selbsthilfegruppe regelmäßig online. „Manche Mitglieder können nur online teilnehmen, da die Konzentration und die Kraft für mehr nicht ausreichen“, erzählt Bülling. Diese emotionale Unterstützung, die sich die Männer und Frauen gegenseitig geben, stärke im Alltag sehr. Besonders dann, wenn wieder einmal alles zusammenzubrechen droht. „Früher habe ich sehr viel Sport gemacht“, erzählt Bülling. „Heute bin ich froh, wenn ich die Kellertreppe hochkomme“.
Sich plötzlich wie aus dem Nichts auch mit Themen wie Erwerbsminderungsrente, Arbeitslosengeld oder einer Schwerbehinderung befassen zu müssen, frustriere und beängstige zusätzlich. Aber die 17 Mitglieder rund um Monika Bülling machen sich für die Selbsthilfegruppe LongCovid stark und verschaffen sich Gehör – wenn es auch nicht immer leicht ist.
„Die Gesellschaft muss sich insgesamt auf den Umgang mit diesem Problem einstellen“, betonte Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi an diesem Abend. Auch Arbeitgeber müssten Lösungen für betroffene Mitarbeitende finden.

Im Paderborner Kreishaus hörte man Bülling aufmerksam zu und überlegte direkt nächste Schritte, um den Betroffenen zu helfen.

„Wir werden das Thema weiter begleiten und unterstützen, wo wir können“, versprechen der Ausschussvorsitzende des Kreissozial- und Gesundheitsausschusses Ralf Pirsig und Kreisdirektor Dr. Ulrich Conradi. Erste Informationen hat die Verwaltung bereits zusammengestellt. Diese sind zu finden unter www.kreis-paderborn.de.