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Pressemeldung vom 09.03.2012

„Schulen sind ein weibliches Biotop“ - Jahresbericht 2010/2011 der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie erschienen -

Kreis Paderborn (krpb). Die Psychologische Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie des Kreises Paderborn feierte im vergangenen Jahr ihren 40. Geburtstag. Der Rückblick auf vier Jahrzehnte Beratung und Hilfe für Schüler, Eltern und Lehrer steht naturgemäß im Mittelpunkt des Jahresberichts 2010/2011, der in Zahlen, Daten und Fakten den Alltag der Beratungsstelle spiegelt.

Feierlich verabschiedet worden war Dipl.-Psychologe Kurt Betscher, der den psychologischen Dienst zunächst im Ein-Mann-Betrieb gegründet und über 38 Jahre geleitet hatte. Sein Erbe angetreten hatte vor zwei Jahren der jetzige Leiter, Dr. Walter Kowalczyk, der mit seinem Team auch für das vergangene Jahr eine beachtliche Bilanz präsentieren konnte: Ob Rechtschreib- oder Mathematikschwäche, Verhaltensauffälligkeiten oder Kommunikationsstörungen im Schulgetriebe: Kowalczyk und sein Team hatten alle Hände voll zu tun. Über 700 Einzelanfragen wurden im vergangenen Schuljahr bearbeitet. Dazu kamen noch zahlreiche Vorträge, Fortbildungen und Supervisionsarbeit.

Mit rund zwei Dritteln sind Jungen wiederum deutlich häufiger als Mädchen von beratungs- und behandlungsbedürftigen Schwierigkeiten betroffen. Kowalczyk hatte deshalb auch den 40. Geburtstag zum Anlass genommen, den Schweizer Schulpsychologen und Psychotherapeuten Allan Guggenbühl einzuladen, der von den „Mühen der Jungen mit der Schule und der Schule mit den Jungen“ berichtete. Über mehr Frauen in Führungsetagen wird derzeit wieder viel diskutiert. In der Schule sind Mädchen bereits seit Jahren auf der Überholspur. Nach Ansicht von Guggenbühl ist das Schulsystem zu stark auf Mädchen und deren Bedürfnisse und Fähigkeiten ausgerichtet. Die stärkere Sprachbegabung der Mädchen komme beispielsweise in der Schule besonders zum Tragen. Es finde eine „Verweiblichung“ des Lehrplans statt. Die Schule sei ein „weibliches Biotop“, so Guggenbühl. Gebe es Probleme, würden diese durch „lösungsorientierte Gespräche“ gelöst. Jungen nehmen so etwas eher als „Harmonie-Terror“ wahr, so der Psychologe. Forderungen im Unterricht beispielsweise sollten nicht durch wortreiche Erklärungen und Appelle an die Eigenverantwortung vernebelt werden. „Jungen brauchen klare Ansage. Der Lehrer muss ihnen das Gefühl vermitteln, wer der Boss ist“, rät Guggenbühl. Auch männliche Themen wie Schlachten, Technik und Katastrophen gehörten in den Klassenalltag.

Doch natürlich haben auch Mädchen ihre Probleme und Schwierigkeiten. „Jungen reagieren sichtbar, entwickeln Verhaltensauffälligkeiten, während Mädchen eher zum Rückzug neigen oder sogar depressiv werden“, sagt Kowalczyk.

Knapp die Hälfte der Beratungsanlässe waren Verhaltensprobleme (23,1 %) und Probleme bei der Konzentration bzw. Aufmerksamkeit (21,3 %). Die Psychologische Beratungsstelle hat auf diesen „Trend“ auch mit schulinternen Fortbildungsveranstaltungen, z.B. Konzentrationstraining, reagiert. Nahezu 18 Prozent kamen wegen der Lese- und Rechtschreibschwäche, knapp 10 Prozent hatten Probleme mit dem Rechnen. In gut 16 % war die Schulberatungsstelle des Kreises eingeschaltet worden, weil die Schullaufbahn gefährdet war.

Die Einzelhilfen im Zeitraum im Schuljahr 2010/2011 verteilten sich auf die Schulformen wie folgt: 50,5 % Grundschule, 13,72 % Hauptschule, 10,65 % Realschule, 10,65 % Gymnasium, 3,79 % Gesamtschule, je 2,35 % Berufskollegs und Förderschulen und 1,62 % die Privatschulen und Kindergärten.

Der komplette Jahresbericht kann im Internet auf den Seiten des Kreises unter www.kreis-paderborn.de eingesehen werden. Die Psychologische Beratungsstelle hat dort noch viele weitere Faltblätter und Broschüren hinterlegt, die über Kontaktmöglichkeiten, Fortbildungs- und Hilfsangebote informieren (Rubrik Ämter, Psychologische Beratungsstelle).

 

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33102 Paderborn

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