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Pressemeldung vom 05.11.2014

„Beharrlich am Ball bleiben“ - Leitender Schulpsychologe Dr. Walter Kowalczyk in den Ruhestand verabschiedet –

Kreis Paderborn (krpb). An den Wänden fehlen Bilder. Die Regale sind verwaist. Doch strahlt der Raum immer noch jene Atmosphäre aus, die sein „Bewohner“ vor fünf Jahren geschaffen hat: Präsenz, Konzentration, Besonnenheit und jene Achtsamkeit, die schwierige Momente erfordern. Der Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend, und Familie, Dr. Walter Kowalczyk, geht in den Ruhestand. Ob Rechtschreib- oder Mathematikschwäche, Verhaltensauffälligkeiten oder Kommunikationsstörungen im Schulgetriebe: Kowalczyk wollte Eltern, Lehrer, Kinder, Jugendliche, Erzieher, Sozialarbeiter, Kindertagesstätten und Schulen miteinander ins Gespräch bringen, sie fachkundig beraten, damit der Alltag gelingt. Auf die Frage, ob alles so gelaufen sei, wie er sich das vorgestellt habe, sagt er: „Ich hatte ein extrem engagiertes und motiviertes Team. Hier muss man mit Herz und Seele arbeiten. Das habe ich hier gefunden“, so Kowalczyk. „Sie waren jederzeit qualifizierter Ansprechperson und Berater für Lehrer, Eltern und Schüler, insbesondere dann, wenn es schwierig wurde“, würdigte Landrat Manfred Müller die Verdienste des leitenden Schulpsychologen. Kowalczyk habe die Beratungsstelle des Kreises als deren Leiter weiter entwickelt und zu einem unverzichtbaren Schuldienstleister gemacht.


Die Schullandschaft ist in Bewegung geraten. Neue Schulformen entstehen. Der Unterricht soll stärker individualisiert, die Inklusion umgesetzt werden. In diesen bildungspolitisch turbulenten Zeiten sind es vor allem die Lehrerinnen und Lehrer, die mit wechselnden Ansagen und Aufgabenzuwächsen klar kommen müssen. Kowalczyk war es immer wichtig, den Pädagogen Instrumentarien in Form von Vorträgen und Fortbildungen an die Hand zu gebe. Gemeinsam mit seinem Team wollte er Lehrkräfte und Eltern in ihrer Erziehungsarbeit stärken. „Immer alles ansprechen“, betonte er stets. Doch der Satz „Das habe ich Dir doch schon hundert Mal gesagt“, gehört aus seiner Sicht ausradiert. Wenn einem Lehrer etwas wichtig sei, müsse er sich diesen Satz verkneifen. Er müsse stattdessen immer wieder erinnern, etwas einfordern oder auf etwas reagieren. „Das ist harte Arbeit“, sagt er. Vor allem wenn man auf finstere Gesichter und Null-Bock-Stimmung stoße. Aber irgendwann spüre man, dass Regelmäßigkeit helfe, etwas bewirke.

Störungen müssten rechtzeitig als solche erkannt werden. Beispiel Mathematik: „Rechenschwierigkeiten sind keine Krankheit“, betonte Kowalczyk bei seiner Verabschiedung. Manchmal hätten Kinder schlicht eine andere Logik als jene, die der Schulmathematik zugrunde liege. Ohne Hilfe verliere das betroffene Kind die Freude an der Mathematik oder halte sich für dumm. Die Eltern seien verzweifelt, wenn Max oder Lena trotz intensiver Lernunterstützung dann doch ein „mangelhaft“ nach Hause brächten. „Lassen Sie sich helfen, bevor die Freude sich verabschiedet und falsche Lernstrategien sich verfestigt haben“, lautet sein Rat an die Eltern.

Kowalczyk ist Mitautor zahlreicher Bücher rund um das Thema „Lernen und Schule“ sowie „Kommunikation“. Diese beiden Säulen bildeten die Basis seiner Arbeit als Schulpsychologe. „Wenn man Kinder ins Leben begleitet, gibt es nicht nur Fortschritte“, sagt er. Man müsse am Ball bleiben, beharrlich sein. Herausbekommen, wo es kneift, und „dann nicht aufgeben“, bekräftigt er. Auch wenn man zuweilen als „Querulant“ abgestempelt werde. „Nicht aufzugeben, lohnt sich“, sagt er und nennt zwei Menschen, die ihn beeindruckt haben: Der höchst bezahlte Autor der Welt, Stephen King, schrieb, weil sein Job als Lehrer unsicher war. Er verdiente sein Geld als Tankwart und Bügler – und schrieb. Seine Texte wollte niemand drucken. Er schrieb weiter. Selbstmitleid, Alkoholprobleme – das Schreiben ging weiter. Erst sein fünfter Roman wurde – nach Absagen von dreißig Verlagen – gedruckt. Der junge Cartoonist Walt Disney musste 302 Banken abklappern, ehe man ihm einen Kredit für sein Projekt „Disneyland“ gewährte. Auch das war der Beginn einer Weltkarriere. „Das nenne ich Beharrlichkeit und Zielorientierung. Davon brauchen wir mehr“, sagt er.

Seine neue Zukunft fernab der Kreisverwaltung Paderborn hat er auch fest im Blick: Er möchte Zeit für Reisen haben, fürs Gitarre spielen und für die Fotografie.

Kowalczyk studierte Psychologie an der Technischen Universität Braunschweig. Im Juni 1988 erfolgte die Promotion zum Dr. rer. nat., ebenfalls an der Technischen Universität Braunschweig. Nach 20 Jahren Dezernententätigkeit im Schulaufsichtsamt Hameln wurde er im April 2008 zum Leitenden Schulpsychologen für den Standort Hannover der Landesschulbehörde Niedersachsen ernannt. Im Oktober 2009 übernahm er die Leitung der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie des Kreises Paderborn. Kowalczyk ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, im Verband Niedersächsischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben sowie im Arbeitskreis Grundschule.

Mehr Infos zur Arbeit der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie unter www.kreis-paderborn.de.

 

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