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29. März 2018

Ein Plädoyer für das Lesen

Lesung mit der Autorin und Journalistin Hatice Akyün im Paderborner Kreishaus

Bücher machen neugierig, und diese Neugier wird zu wissen: (von links nach rechts) Dr. Karl Hopes, 18 Jahre lang Vorsitzender des Fördervereins des Bücherbusses, Friedhelm Hüwel, Vorsitzender des Fördervereins des Bücherbusses,  Hatice Akyün, Julia Ures, Landrat Manfred Müller, Heinz-Josef Struckmeier, stellvertretender Leiter des Paderborner Kreiskulturamtes werben für das Lesen  Bildnachweis: Kulturamt, Kreis Paderborn 
Bücher machen neugierig, und diese Neugier wird zu wissen: (von links nach rechts) Dr. Karl Hopes, 18 Jahre lang Vorsitzender des Fördervereins des Bücherbusses, Friedhelm Hüwel, Vorsitzender des Fördervereins des Bücherbusses, Hatice Akyün, Julia Ures, Landrat Manfred Müller, Heinz-Josef Struckmeier, stellvertretender Leiter des Paderborner Kreiskulturamtes werben für das Lesen Bildnachweis: Kulturamt, Kreis Paderborn

Im Sommer 1978 betritt die 9-jährige Hatice in Duisburg-Marxloh das erste Mal einen Bücherbus. Er sollte ihre Welt verändern. Bis dahin hatte sie noch nie ein richtiges Buch mit Geschichten in der Hand gehabt. Ihr erstes Buch, „Märchen aus 1001 Nacht“, liest sie heimlich mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke. Denn sie weiß nicht, ob ihr Vater ihr andere Bücher als den Koran erlauben würde. „Lesen wurde von da an der Blick in eine Welt, die ich bis dahin nicht kannte“, erzählte die heutige Autorin und Journalistin Hatice Akyün bei einer Lesung im Paderborner Kreishaus. Dazu eingeladen hatte das Paderborner Kreiskulturamt in Kooperation mit dem Förderverein des Bücherbusses, der seit 1971 im Kreis Paderborn Bücher und andere Medien in die Orte bringt.

Landrat Manfred Müller unterstrich, wie Geschichten von Menschen wie Hatice Akyün eindrucksvoll belegten, dass das Lesen und der Zugang zu Büchern eminent wichtig seien. Die Idee des Bücherbusses bestand darin, Menschen in Kommunen ohne eigene Bibliotheken das Wissen der Welt zu erschließen und damit Chancengleichheit auf dem Lande zu realisieren. Der Bücherbus sei auch Teil seiner Kindheit. Sein Leseausweis trägt die Nummer 103. Von Anfang an sei er seit 1971 in seinem Heimatort Atteln Leser der Fahrbücherei gewesen.

Akyüns Vater kam 1969 nach Deutschland. Als sie drei Jahre ist, holt er die Familie nach Deutschland. „Wir essen anders, wir sprechen anders, und meine Mutter trägt ein Kopftuch“, beschrieb Akyün ihre Situation. Die Geschichten in den Büchern beruhigten sie. Es gab offenbar Mädchen, die noch seltsamer waren. Sie tauchte in neue Welten ein, Buch für Buch. Später lernt sie jenen Beamten aus dem Bonner Bildungsministerium kennen, der sich für den Bücherbus in Duisburg eingesetzt hatte. „Jetzt ihre Karriere zu sehen und ein wenig dazu beigetragen zu haben, erfüllt mich mit großer Freude. Da hat dann eine Investition doch einmal Gutes bewirkt“, schrieb er ihr viele Jahre später.

Die deutsche Sprache mit Märchen gelernt

Hatice Akyün hat Deutsch mit Grimms Märchen erlernt. Heute ist sie mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin und Journalistin. In ihren Texten verarbeitet sie immer wieder das Thema Integration und fängt damit die Lebensrealität einer ganzen Generation von „Gastarbeiterkindern“ auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ein. Sie gilt als wache Beobachterin, deren Expertise und Rat in Bezug auf die Integrationspolitik sowohl von der Politik als auch von Wirtschaftsunternehmen geschätzt wird.

Die sich anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Julia Ures, drehte sich um die Frage, warum das Lesen auch in einer heutigen digitalen Welt so wichtig sei. Vor dem Kreishaus selbst stand die Bibliothek des Kreises Paderborn auf vier Rädern zur Ansicht bereit. Auch der Bücherbus der Stadt Duisburg ist nach wie vor im Einsatz. Auch hier wandern jährlich Tausende von Büchern in die heimischen Regale. „Wie viele Horizonte erweitert wurden, und wie viel Lust auf Neues damit geweckt wurde, davon kann keine Statistik erzählen“, sagt Akyün. Ohne ihren Bücherbus hätte ihr Leben vielleicht eine andere Richtung genommen, sagt sie von sich selbst. Ohne ihn hätte sie nicht gelernt, sich in Bücher zu vertiefen und anzustrengen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Paderborner Literaturtage statt. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von René Madrid, Lehrer an der Kreismusikschule Paderborn.

Hintergrund:
Der Bücherbus des Kreises Paderborn ist in Bad Wünnenberg, Büren, Delbrück, Lichtenau und Salzkotten unterwegs und hält an 76 Stellen in 46 Ortschaften. Mit an Bord sind immer rund 5.000 Medien.

Wer nicht zum Bücherbus kommen kann oder will, kann auch das elektronische Angebot nutzen. Rund 68.000 elektronische Titel wie E-Books, E-Audios, E-Learnings, E-Papers oder E-Videos zählen dazu. Über die Internetseitewww.onleihe.de/owl gelangt der Nutzer zur Anmeldung.

Ein Ausweis kann bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kreiskulturamtes beantragt werden unter der 02951 970-229 oder 02951 970-430, per E-Mail unter buecherbus@kreis-paderborn.de.

Weitere Infos inklusive Fahrplan.

 
 
 

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