Im Rahmen des dreijährigen dualen Studiums wurde ich immer wieder gefragt: „Was studierst du jetzt nochmal genau? Wie kann man sich das vorstellen?“ Am liebsten hätte ich auf diese Fragen einfach eine kurze und knackige Antwort gegeben. Doch da die meisten Menschen ein solches Studium kaum in die Verwaltung einordnen können, reicht eine solche Antwort wohl nicht aus. Um also besonders denjenigen, die an diesem Studiengang bei der Kreisverwaltung Paderborn interessiert sind eine bessere Vorstellung verschaffen zu können, möchte ich meine persönlichen Erfahrungen teilen.
Mein Name ist Luisa Jünemann und ich bin 26 Jahre alt. Bereits nach meinem Abitur im Jahr 2016 habe ich die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten begonnen, welche mich früh darin bestärkt hat, meine bereits gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten durch das duale Studium „Bachelor of Laws“ vertiefen und erweitern zu können. Derzeit befinde ich mich im dritten Ausbildungsjahr im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdient des Kreises Paderborn.
Von Anfang an habe ich mich bei der Kreisverwaltung sehr wohl gefühlt. Die anfängliche Aufregung konnte bereits vor Beginn des Studiums gelegt werden. Durch einen Kennlern-Nachmittag und dem alljährlichen Libori-Bummel konnte schon im Vorfeld ein Informationsaustausch mit der Ausbildungsleitung und den Anwärterinnen und Anwärtern stattfinden. Am 01. September startete das Studium dann zunächst mit einer Einführungswoche. Neben wichtigen Informationen zur Kreisverwaltung, den einzelnen Ämtern und der Arbeitsweise, erhielten die Studierenden zudem weitere wichtige Tipps und Tricks für den theoretischen Studienabschnitt, welche von Anwärterinnen und Anwärtern im zweiten Ausbildungsjahr gegeben wurden. Doch die Einführungswoche enthält nicht nur Präsentationen, Informationen und Vorstellungsrunden. Es gibt auch genügend Zeit um sich untereinander besser kennenzulernen und auszutauschen. Wir besuchten einige Außenstellen des Kreises Paderborn, wie beispielsweise die Kreispolizeibehörde, die Kreisfeuerwehrzentrale, den Flughafen Paderborn-Lippstadt und die Wewelsburg. Außerdem fand eine Kreis-Rallye statt und wir absolvierten einen Selbstverteidigungskurs. Beendet wurde die Woche schließlich mit einer gemeinsamen Kanufahrt. Der Anfang war also gemacht!
Das duale Studium beginnt zunächst mit dem theoretischen Studienabschnitt. In diesem erlangen die Studierenden fachspezifisches Wissen und lernen vor allem die Arbeit mit dem Gesetz kennen. Der Vorteil an einem dualen Studium besteht darin, dass dieses Wissen wiederum in den folgenden Praxisabschnitten in den verschiedenen Ämtern der Kreisverwaltung unmittelbar Anwendung finden kann.
An der HSPV am Standort Bielefeld erfolgten die Vorlesungen, anders als bei einem reinen Universitätsstudium, in Kursgruppen von max. 30 Studierenden. Die ersten neun Monate des Studiums verbrachten wir dort, lernten die Kommilitoninnen und Kommilitonen aus den anderen Verwaltungen kennen und erlangten grundlegende Rechtskenntnisse in den breit gefächerten Modulen wie Staatsrecht, Zivilrecht, Sozialrecht oder Polizei- und Ordnungsrecht. Der juristische Schwerpunkt des „Bachelor of Laws“-Studiums gefällt mir besonders deshalb so gut, da sich durch die Anwendung der einschlägigen Rechtsvorschriften komplexe Sachverhalte auflösen und zudem rechtliche Strukturen aus dem Alltag besser nachvollziehen lassen. Dies wird in den Vorlesungen ständig mithilfe geeigneter Fallbearbeitungen untermauert und vertieft. Beispielsweise greifen die Sachverhalte in Staatsrecht Corona-Schutzmaßnahmen, wie die Maskenpflicht auf, welche die Grundrechte der Menschen wesentlich beschränken. Innerhalb der Fallbearbeitung wird dann verdeutlicht, inwiefern die Maßnahmen trotz der Grundrechtseingriffe verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden können. Dagegen behandelt das Polizei- und Ordnungsrecht, welche Maßnahmen die Behörde ergreifen kann, wenn beispielsweise ein Hundebesitzer einen gefährlichen Hund besitzt und diesen nicht an der Leine hält. Die zu ergreifende Maßnahme muss dabei jedoch zwingend verhältnismäßig sein.
Darüber hinaus wurden betriebswissenschaftliche (öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Personalmanagement, Kommunales Finanzmanagement, etc.) und sozialwissenschaftliche (Psychologie, Interkulturelle Kompetenz, Ethik, etc.) Studieninhalte vermittelt. Die Kombination der Module hat sich als hilfreich erwiesen, um einen umfassenden, theoretischen Eindruck von dem Verwaltungshandeln und dem Umgang mit Bürgerinnen und Bürger zu erlangen.
Um auch für die abschließende Bachelorarbeit gewappnet zu sein, wird das wissenschaftliche Arbeiten im Verlauf der theoretischen und praktischen Studienabschnitte durch eine Hausarbeit, eine Projektarbeit sowie eine Seminararbeit vertieft.
Mein Fazit zum theoretischen Teil des Studiums:
Die Lerninhalte sind aufgrund der vielfältigen Studieninhalte enorm abwechslungsreich. Es macht Spaß sich in komplexe Fälle hineinzudenken und diese durch die Anwendung entsprechender Rechtsvorschriften zu lösen oder zu lernen wie sich eigentlich der Kreis Paderborn als Kommune finanziert. Aufgrund des eng getakteten Studienverlaufsplans besteht jedoch auch ein hoher Anteil an Selbststudium. Das Studium ist sehr anspruchsvoll, weshalb es von den Dozenten erwartet wird, dass sich die Studierenden entsprechend eigenständig vorbereiten und die jeweiligen Lerninhalte im Selbststudium nacharbeiten. Umso wichtiger ist es, sich gemeinsam in Lerngruppen auf die Klausuren, Fachgespräche und weiteren Prüfungsformen vorzubereiten.
Meine Praxisabschnitte absolvierte ich in vier verschiedenen Ämtern: In der Kreispolizeibehörde, dem Personalamt, dem Rechnungsprüfungsamt sowie dem Rechtsamt. Da ich auch in der Kreispolizeibehörde im Sachgebiet Personal eingeteilt war, bestanden meine Aufgaben in den ersten beiden Praxisabschnitten vor allem in der Personalsachbearbeitung. Ich prüfte Anträge auf Mutterschutz und Elternzeit, bearbeitete Teilzeitanträge sowie Anträge auf Arbeitszeitveränderungen. Außerdem war es meine Aufgabe, die Einführungswoche für die neuen Auszubildenden zu begleiten. Im Rahmen der Tätigkeit in der Kreispolizeibehörde konnte ich darüber hinaus Einblicke in Widerspruchs- und Disziplinarverfahren gewinnen. Einmal durfte ich die Kolleginnen und Kollegen sogar zu einem Gerichtstermin begleiten, welcher aufgrund einer disziplinarrechtlichen Klage stattfand.
Im Anschluss an den Praxisabschnitt im Personalamt erfolgte der Einsatz im Rechnungsprüfungsamt. Dieses nimmt eine Sonderstellung gegenüber anderen Fachämtern ein, weil es u.a. als Kontrollinstrument des Kreistages fungiert. Dort war ich im Bereich der Produktprüfung eingesetzt, welche sich um die Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Verwaltung kümmert. Ich habe kennengelernt, welche Kriterien für die Beurteilung der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit erforderlich sind sowie nach welchen Abläufen sich die jeweiligen Kontrollen richten. Außerdem konnte ich einen Einblick in die Vergabeprüfung gewinnen.
Der vierte Praxisabschnitt fand im Rechtsamt statt. Dieser hat mir besonders gut gefallen, da ich die erlernten Kenntnisse aus den rechtswissenschaftlichen Fächern wie Polizei- und Ordnungsrecht oder Allgemeines Verwaltungsrecht sehr gut anwenden konnte. Das Rechtsamt bearbeitet grundsätzlich die Rechtsangelegenheiten der Kreisverwaltung und führt die Prozesse vor den Verwaltungsgerichten und den Sozialgerichten. Klagt also beispielsweise ein Bürger gegen eine Ordnungsverfügung, verfasst das Rechtsamt eine entsprechende Klageerwiderung. Die gewonnenen Erkenntnisse waren besonders für den letzten Studienabschnitt sehr hilfreich. Im Rahmen eines konkreten Falles aus dem Ordnungsrecht konnte ich erneut an der Gerichtsverhandlung beim Verwaltungsgericht in Minden teilnehmen und viele neue und hilfreiche Erfahrungen gewinnen. Ich kann also definitiv bestätigen: Verwaltung ist unheimlich spannend!
Mein Fazit zur Praxis:
Meine Praxisphasen waren sehr facettenreich, spannend und interessant. Überall traf ich auf nette und hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen, welche mir bei Fragen zur Seite standen. Auch die Ausbildungsleitung steht jederzeit für Anliegen oder Fragen zur Verfügung. Die Kombination aus Theorie und Praxis trägt dazu bei, erlerntes Wissen sofort anwenden zu können, weshalb schnell ein gewisses Selbstvertrauen entwickelt wird, was dabei hilft, die Aufgaben eigenständig wahrnehmen zu können.
Das Praxisprojekt – Zusammen mit den Anwärterinnen und Anwärter des jeweiligen Jahrgangs haben wir als Team innerhalb von neun Wochen ein Konzept zur Digitalisierung der Katastrophenschutzplanung im Kreis Paderborn ausgearbeitet. Es hat Spaß gemacht, kreative Umsetzungsideen einzubringen und diese unter Berücksichtigung der rechtlichen, technischen und organisatorischen Grenzen gemeinsam zu reflektieren. Zudem durften wir als Team an der Krisenstabssitzung teilnehmen und gewannen interessante Einblicke in die Gefahrenabwehr und die Katastrophenschutzplanung des Kreises Paderborn.
Neben diversen, anderen Veranstaltungen findet jährlich ein Betriebsfest statt, bei dem wir die Möglichkeit hatten, die Kolleginnen und Kollegen des Kreises näher kennenzulernen und in einen gemeinsamen Austausch zu kommen. Darüber hinaus hatte ich im Rahmen der Ausbildungsmesse die Möglichkeit, interessierten Schülerinnen und Schüler vom dualen Studium beim Kreis Paderborn zu erzählen und sie möglicherweise für dieses Studium zu motivieren. Aufgrund der verschiedenen Aufgaben in den Fachämtern wird immer wieder die Verantwortung deutlich, welche den Studierenden übertragen wird. Es ist spürbar geworden, dass Wertschätzung in der Kreisverwaltung einen hohen Stellenwert hat und wir als zukünftige Nachwuchskräfte zunehmend eingebunden werden.
Die Entscheidung für das duale Studium „Bachelor of Laws“ beim Kreis Paderborn war für mich der optimale Weg. Ich erlebe ein interessantes Studium mit hohem Praxisbezug und die Aussicht auf einen abwechslungsreichen Beruf in der öffentlichen Verwaltung. Ich kann es jedem nur empfehlen.
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