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Pressemeldung vom 26.01.2011

"Auf die Stärken des Kindes bauen"

Jahresbericht 2009/2010 der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie erschienen


Kreis Paderborn (krpb). Fabian hat in fast allen Fächern gute Noten. Aber in Mathematik schreibt er nur noch Fünfen. Die ganze Familie ist mit eingespannt, um mit dem Drittklässler zu üben. Am Ende gehen die Mathenoten weiter in den Keller. Fabian hält sich schon für dumm. Tränen, Wut und Enttäuschung diktieren den Familienalltag. „Ähnlich wie Fabian und seine Eltern haben die meisten bereits einen langen Leidensweg hinter sich, bevor sie zu uns kommen“, erklärt der Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Schule, Jugend und Familie des Kreises Paderborn, Dr. Walter Kowalczyk. Die Schulpsychologen machen auch in ihrem Jahresbericht 2009/2010 einen erhöhten Beratungsbedarf aus. Die häufigsten Gründe für Probleme im Schullalltag sind mit rund 25 Prozent Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Probleme beim Lesen und Schreiben (rund 20 Prozent), Schwierigkeiten im Sozialverhalten (ca. 22 Prozent), gefolgt von schulischen Anpassungsproblemen (ca. 16,3 Prozent) sowie Angststörungen und Depressionen (rund 8,6 Prozent). Jedes zehnte Kind hat wie Fabian Probleme beim Rechnen.

„Wie bei der Körpergröße sind Kinder auch in geistigen, sozialen und psychischen Merkmalen unterschiedlich ausgestattet. Die Vielfalt ist so groß, dass Normvorstellungen in Familie und Schule den Kindern nur bedingt gerecht werden können“, erläutert Kowalczyk. „Damit sich Kinder und Jugendliche optimal entwickeln können, brauchen sie Lebensbedingungen, die Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Störungen in diesem Prozess beeinträchtigen die soziale Kompetenz, den Bildungserfolg, die beruflichen Möglichkeiten und wirken damit weit in das spätere Leben hinein“, so der Psychologe weiter. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund habe der Begriff der Schulfähigkeit bzw. Schulreife an Bedeutung verloren. Bereits seit August 2005 findet sich im NRW-Schulgesetz stattdessen der Begriff der Schuleingangsphase. Dahinter stehe die Erkenntnis, dass Kinder, die schulpflichtig werden, das nicht „auf einen Schlag sind“. Vielmehr bringen sie unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten mit, die im Zusammenspiel mit Erziehern, Eltern und Lehrkräften gefördert werden sollen. Damit soll erst einmal Druck aus dem Kessel genommen werden und Eltern sich nicht verpflichtet fühlen, bereits vor Schulbeginn alles Mögliche in die Kinder zu investieren, damit sie auch ja „rechtzeitig startklar sind“. Zwischen Förderung und Überforderung bestehe nur ein schmaler Grat, so Kowalczyk.

Der Elternvortag „Auf zu neuen Ufern – Aus Kindergarten-Eltern werden Schulkinder-Eltern“ im letzten Jahr greift diese Thematik auf. Die Schulberatungsstelle des Kreises mit Sitz in der Riemekestraße in Paderborn will durch solche Informationsveranstaltungen Eltern und Erzieherinnen erreichen. Lehrkräfte werden in ihrer Arbeit durch Supervisions- und Fortbildungsangebote unterstützt. Frühzeitige Beratungs- und Förderangebote für Schülerinnen und Schüler sollen dazu beitragen, eventuelle Lernstörungen zu erkennen und zu beheben.

Im vergangenen Jahr halfen die Schulpsychologen des Kreises in insgesamt 763 Fällen. Die Einzelfallhilfen verteilen sich wie folgt: 50% auf die Grundschule, mit etwa 15% auf die Hauptschule und mit jeweils 10% auf die Realschule und auf das Gymnasium. Mit rund zwei Dritteln sind Jungen deutlich häufiger als Mädchen von beratungs- und behandlungsbedürftigen Schwierigkeiten betroffen. Die Tendenz ist steigend. Eingeführt wurden zudem aufgrund der hohen Nachfrage auch Telefonsprechstunden, in denen Mitarbeiter der Schulberatungsstelle die Dringlichkeit abklären, um in besonders schwierigen Situationen rasche Hilfe anbieten zu können.

Kindern wie Fabian muss erst einmal die Angst vor dem Versagen genommen werden. Sie sollten vielmehr mit Hilfe ihrer Eltern eine Haltung entwickeln, die anspornt, den Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden. "Auf die Stärken des Kindes zu bauen, Interesse, Freundlichkeit, Zuwendung und Bestätigung zu vermitteln, sind die besten Lernhilfen, die Eltern ihren Kindern geben können", sagt der leitende Schulpsychologe Kowalczyk.

Der komplette Jahresbericht kann von den Internetseiten des Kreises Paderborn herunter geladen werden: www.kreis-paderborn.de.

 

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