Kreis Paderborn (krpb). Der Dreisatz klappt nicht wirklich, das Anschreiben ist voller Rechtschreibfehler. Und auch die Leistungsbereitschaft könnte aus Sicht vieler Betriebe besser sein. Schüler und Eltern hingegen meinen, dass es auch an den zu hohen Anforderungen der Betriebe liegen könnte, wenn der Start in die Ausbildung holperig ausfällt. Oder sind es die Schulen, die ihre Schützlinge besser auf das Berufsleben vorbereiten müssen? „Bildung kann nur gemeinsam gelingen“, sagt dazu Landrat Manfred Müller. Deshalb war bereits in 2009 die Bildungsregion Kreis Paderborn auf den Weg gebracht worden. Ihr Ziel ist es, das Zusammenspiel zwischen Land, Bezirksregierung, Bundesagentur für Arbeit, IHK, Kreishandwerkerschaft sowie Schulen und Eltern zu fördern. Federführend ist das von Müller initiierte Bildungsbüro unter Leitung von Dr. Oliver Vorndran, das bereits ein dickes Hausaufgabenheft für alle Beteiligten zusammengestellt hat. Im Berufskolleg in Schloß Neuhaus wurde jetzt diskutiert, wie der Übergang Schule-Beruf optimiert werden kann, damit Schüler den für sie passenden Anschluss finden. Dazu sollen bis 2015 „Maßnahmen der Berufsorientierung systematisch, flächendeckend und nach Mindeststandards“ umgesetzt werden, so der Text der Vereinbarung, den die Beteiligten nach der Veranstaltung unterzeichneten. Mit ihrer Unterschrift sicherten sie zu, die entwickelten Mindeststandards in ihren jeweiligen Institutionen zu verankern.
Das Bündel an Maßnahmen soll sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 der Sekundarstufe I alle Hilfen an die Hand bekommen, um den für sie richtigen Beruf oder die richtige Schule zu finden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demographischen Wandels „können wir uns es nicht leisten, einen einzigen Schüler zu verlieren“, begründet Müller die Initiative. „Das ist eine Mammutaufgabe“, befindet Michael Uhlich, Abteilungsdirektor Schule, Bezirksregierung Detmold. Die Hauptverantwortung läge bei den Schulen. Doch fest stehe auch, dass „jeder lange Weg mit einem Schritt beginnt“, so Uhlich.
Dass „Prävention besser als Reaktion“ sei, meint auch Albert Schepers von der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (GIB). Dabei könnten die Paderborner auf einen Rahmen zurückgreifen, den das Land NRW entwickelt hat. Kein Abschluss ohne Anschluss – nach diesem Motto will Nordrhein-Westfalen als erstes Flächenland ein neues, landesweit verbindliches Übergangssystem einführen. „Das ist eine gemeinsame Verabredung mit den Partnern im Ausbildungskonsens NRW“, erläuterte Schepers von der GIB, die das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAIS) bei der Entwicklung und Umsetzung des Gesamtsystems fachlich begleitet. Jugendliche sollen darin unterstützt werden, einen an ihren Kompetenzen ausgerichteten Ausbildungs- oder Bildungsweg einzuschlagen. Das sichere zudem die Fachkräfte von morgen. Studien- und Berufsberatung, allgemein bildende Schulen und Berufskollegs, Bildungsträger, Betriebe und Wirtschaftsorganisationen sollen vor Ort miteinander vernetzt, sämtliche Aktivitäten auf kommunaler Ebene koordiniert werden.
Im Kreis Paderborn übernimmt diese Rolle das Bildungsbüro. Konkret sollen die Schüler in der Phase der Berufsorientierung ein großes Spektrum an Berufsbildern kennen lernen und gleichzeitig wissen, was sie dafür an Fähigkeiten mitbringen müssen. Deshalb sollen Kompetenzchecks und Potenzialanalysen angeboten werden, damit Schüler lernen, sich richtig einzuschätzen bzw. erfahren, wo sie noch nachlegen müssen. Damit Schüler ein realistisches Bild von der Berufswelt erhalten, sollen ihnen verstärkt Praktika in Betrieben angeboten werden. Jugendliche mit Förderbedarf bekommen zusätzlich spezielle Hilfen noch in der Schulzeit, um ihre Ausbildungsreife sicherzustellen, damit es mit der Ausbildung oder dem Job dann doch noch klappt. Bewerbungstrainings vermitteln, was es bei der Stellensuche und der sich anschließenden Bewerbung zu beachten gilt. Aber auch die Eltern werden mit ins Boot geholt. Denn „sie sind die mit Abstand wichtigsten Berater der Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl“, sagt der Leiter des Bildungsbüros, Dr. Oliver Vorndran.
Dabei soll es nicht dem Zufall überlassen werden, ob bzw. wann beispielsweise Kompetenzchecks oder Förderung angeboten werden. Das soll vielmehr nach Mindeststandards geschehen, die zuvor in fünf Workshops erarbeitet worden sind. Im Berufskolleg in Schloß Neuhaus wurden diese nun in eine Reihenfolge gebracht, weil nicht alles gleichzeitig realisierbar ist. An erster Stelle steht die individuelle Förderung der Ausbildungsreife, gefolgt von der Qualifizierung der schulischen Fachkräfte. Denn die meiste Arbeit und Verantwortung lastet auf den Schultern der Lehrer. Einig waren sich die Beteiligten jedoch auch, dass wirklich alle daraus einen Nutzen ziehen, wenn Schulen und Betriebe voneinander lernen, was gebraucht wird und was leistbar ist. Jürgen Behlke, Geschäftsführer der IHK-Zweigstelle Paderborn + Höxter sicherte zu, dass man die Mindeststandards in den Betrieben nicht nur einhalten sondern übertreffen wolle. Denn letztlich helfe das alles, die passenden Fachkräfte von morgen zu finden. Das findet auch Peter Gödde so. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkeschaft Paderborn sieht in der Optimierung des Übergangs Schule/Beruf auch die Möglichkeit, jungen Menschen die Chancen im Handwerk aufzuzeigen. „Wir machen uns auf die Socken“, bringt es Gödde auf den Punkt.
Mehr Infos im Internet: www.bildungsregion-paderborn.de.
Bildunterzeile Bild rechts:
Kein Abschluss ohne Anschluss: Albert Schepers stellte das Übergangssystem des Landes NRW vor
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