Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
Pressemeldung vom 04.12.2012

Gefahr für die Gesundheit: „Arbeitslosigkeit kann depressiv machen“ - Professor Dr. Michael Schifferdecker referierte im Paderborner Kreishaus über den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Depressionen –

Kreis Paderborn (krpb). Die Krankheit hat viele Gesichter und ist deshalb nur schwer zu diagnostizieren. In der Praxis werden Depressionen deshalb immer noch zu selten erkannt und behandelt. Professor Dr. Michael Schifferdecker, ärztlicher Direktor des Fliedner Krankenhauses Ratingen, präsentierte im Paderborner Kreishaus alarmierende Zahlen: In Deutschland leidet etwa jeder 20. an einer depressiven Erkrankung. Etwa jede 4. Frau und jeder 8. Mann muss im Laufe seines Lebens damit rechnen, an einer Depression zu erkranken. Im Kreis Paderborn sind aktuell geschätzte 15.000 Menschen betroffen. Fliedner stellte im Kreishaus einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Arbeitslosigkeit her, den er durch Zahlen untermauern konnte. So belegen Untersuchungen und Studien, dass arbeitslose Menschen häufiger erkranken, öfter stationär behandelt werden, mehr Psychopharmaka nehmen müssen und sogar ihre Lebenserwartung sinkt. Eingeladen zum Vortrag hatte das Paderborner Bündnis gegen Depressionen unter Vorsitz von Dr. Bernward Vieten.

Depressionen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Betroffen sind alle Altersgruppen. Laut einer aktuellen Statistik der Deutschen Rentenversicherung sind psychische Krankheiten mit 37,7% führend bei den Ursachen von Frühverrentung. Landrat Manfred Müller bestätigte in seinem Grußwort, dass dieser Trend auch im Gesundheitsamt des Kreises durch die Begutachtungstätigkeit im Rahmen von Dienstfähigkeitsuntersuchungen und Untersuchungen für das Jobcenter zur Frage der Erwerbsfähigkeit von Arbeitern und Angestellten erkennbar sei. „Über unsere Begutachtungen mit ihren sozialmedizinischen Empfehlungen tragen wir mit dazu bei, dass für Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere auch mit Depressionen, die richtigen Weichen gestellt bzw. die richtigen Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden“, erklärte Müller.

Bleiben depressive Erkrankungen unbehandelt, hat das fatale Folgen: Ein großer Anteil von Suiziden ist auf schwere Depressionen zurück zu führen. Damit gibt es mehr Selbsttötungen als Todesfälle durch Verkehrsunfälle, Drogenmissbrauch, Mord und Aids zusammen.

Schifferdecker beleuchtete in seinem Vortrag, warum arbeitslose Menschen gefährdeter seien. Da sei die Angst vor sozialem Abstieg, Angst vor Veränderungen, Angst, dass das „berufliche Scheitern“ im Bekanntenkreis thematisiert werden könnte. Langzeiterwerbslosigkeit gehe einher mit dem Verlust des Selbstwertgefühls, der materiellen Sicherheit. Hoffnungslosigkeit mache sich breit. 27 Prozent der Langzeitarbeitslosen schafften ihren Alltag nur noch mit Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungstabletten. Zum persönlichen Leiden der Betroffenen komme ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden hinzu. Krankenkassen seien eigentlich gesetzlich verpflichtet, hier präventiv tätig zu werden. „Ich bin erstaunt über die geringen Investitionen für Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen“, so Schifferdecker. Im Hinblick auf die extrem steigenden volkswirtschaftlichen Kosten, die in diesem Bereich entstünden, bestehe dringender Handlungsbedarf. Dazu seien sowohl ein gesellschaftliches Umdenken als auch ressortübergreifendes Denken, Kooperation und Verantwortungsübernahme von Bundesagentur, Jobcenter, Kommune und den Krankenkassen erforderlich, so Schifferdecker abschließend.

Hintergrund zum Paderborner Bündnis gegen Depression:
Seit 2008 ist Paderborn dabei im großen Netzwerk von bundesweit agierenden Initiativen zur Verbesserung der Versorgung von depressiv Erkrankten. Vertretung des Kreises und der Stadt Paderborn, der LWL-Kliniken und Krankenhäuser, der Krankenkassen, der Wohlfahrtsverbände, der PSAG e.V., der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten, sowie Selbsthilfe- und Angehörigenvertretern engagieren sich im Paderborner Bündnis.
Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildung und Schulung von Multiplikatoren, Unterstützung von Selbsthilfeinitiativen und -gruppen, sowie Vernetzung und Verbesserung von Behandlungsangeboten sind die Arbeitsschwerpunkte des Paderborner Vereins.

Kontakt:
Geschäftsstelle
c/o LWL-Klinik Paderborn
Agathastr. 1
33098 Paderborn

Ansprechpersonin:

Elisabeth Meyer
E-Mail: elisabeth.meyer@wkp-lwl.org
Telefon: 05251 5067780
Montag bis Freitag 8-9 Uhr

 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden

 
RAL Gütezeichen
Vorbildliches Europa-Engagement als „Europaaktive Kommunen“