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Pressemeldung vom 24.04.2013

Mobbing im Internet: „Die große Hilflosigkeit auf Augenhöhe bekämpfen“ Kreisjugendamt und Dr. Stephanie Pieschl von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster informierten zum Thema Cybermobbing

Kreis Paderborn (krpb). Wenn Max aus der Schule kommt, fährt er den Rechner hoch. Einfach zum Abschalten und um Neuigkeiten zu erfahren, tummelt er sich gerne wie seine Mitschüler in sozialen Netzwerken - bis er eines Tages böse und abwertende Einträge auf seiner Pinnwand entdeckt, für jeden sichtbar. Beleidigungen, Gerüchte, ein verzerrtes Foto und ein Video machen schon bald die Runde und kursieren im Internet. Der Schüler ist ein Opfer von Cybermobbing.
Max ist Protagonist in einem Kurzfilm, der von Dr. Stephanie Pieschl und Dr. Torsten Porsch von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt worden ist. Max hätte auch Jule, Benjamin oder Timo heißen können. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche machen Erfahrungen mit Mobbing im Internet. Fachleute schlagen Alarm: Cybermobbing hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem immer größeren Problem in Schulen und Jugendeinrichtungen entwickelt.

Um Jungen und Mädchen zu helfen und in den Köpfen der Erwachsenen das Bewusstsein für das Problem zu schärfen, war Dr. Stephanie Pieschl auf Einladung des Kreisjugendamtes Paderborn in das Jugendbegegnungszentrum Simonschule in Salzkotten gekommen. „Es ist ein Problem, um das wir uns kümmern müssen“, betonte die Referentin. Und das können wir nur gemeinsam tun“, so Kreisjugendamtsleiter Hermann Hutsch. Ziel sei es, Cybermobbing und „die große Hilflosigkeit“ auf Augenhöhe zu bekämpfen.

„Jeder Vierte von 25 befragten Jugendlichen kennt jemanden, der schon einmal im Netz drangsaliert und gemobbt wurde“, weiß Carlos Tomé, Sozialarbeiter und Jugendschutzbeauftragter des Kreises Paderborn. „Die Jugendlichen beschäftigen sich mit dem Thema, deshalb müssen auch wir es tun“, so Tomé, der die Veranstaltung für LehrerInnen, Fachkräfte der offenen Kinder- und Jugendarbeit, SchulsozialarbeiterInnen und JugendleiterInnen organisiert hatte.

Die passenden Tipps zum Umgang mit Cybermobbing hatte die Fachfrau aus Münster. Gemeinsam mit ihrem Kollegen entwickelte sie das Trainings- und Präventionsprogramm „Surf-Fair“. Auf Grundlage eines einheitlichen didaktischen Konzepts dienen sämtliche Übungen dazu, jungen Menschen Medienkompetenz und auch die Fähigkeit zur Medienkritik zu vermitteln.

„Wir erforschen alles, was in der Schule mit Medien zu tun hat“, so Pieschl. Natürlich verteufle sie Internet und Medien nicht. „Es sind mächtige und vielfältige Werkzeuge, die aber manchmal missbraucht werden können“.

Doch was tun Jugendliche eigentlich im Internet?
Sie kommunizieren, chatten, mailen, spielen, bewegen sich in Online-Communitys. „89 % der 16 bis 17-Jährigen nutzen es täglich“, so Pieschl. Und genau das sei der Rahmen, wo Cybermobbing passieren könne.

Doch was ist Cybermobbing? Laut der Refrentin sind es „alle Formen von Schikane, Verunglimpfung, Betrug, Verrat und Ausgrenzung mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien, bei denen sich Opfer hilflos und belastet fühlen“.
Und jeder kann zum Opfer werden. Selbst, wenn er nicht im Netz unterwegs ist. Denn „Internetverbot schützt vor Cybermobbing nicht“. „Was einmal im Netz steht, kann niemand kontrollieren – Opfer und Täter nicht“, warnt Pieschl.

Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage durch Forsa haben Pieschl und ihre Kollegen gemeinsam mit einer Krankenkasse 1000 Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen im Alter von 14 bis 20 Jahren befragen lassen. Die Ergebnisse zeigen: Insgesamt 36 % der Schülerinnen und Schüler haben angegeben, mindestens einmal Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein. 22 % konnten sich zumindest potentiell vorstellen, im Internet als Täter aufzutreten, andere bloßzustellen und zu verletzten.
Die Opfer fühlen sich wütend, verzweifelt, hilflos. Auch Gesundheitsprobleme und Stressreaktionen können die Folge sein, ebenso Fehlzeiten in der Schule oder schlechte Schulleistungen.
Den Tätern ist in vielen Fällen die Tragweite der Konsequenzen nicht bewusst. Neben psychischen und pädagogischen kann Cybermobbing auch juristische Folgen für sie haben.

Was aber kann man tun, wenn es passiert? Schülerinnen und Schüler selbst empfehlen laut Umfragen, Nachrichten zu blockieren, Nutzername oder Konten zu wechseln oder die Person beim Anbieter der Seite zu melden.
Nie zurückmobben, sich immer Hilfe holen und Beweise sichern, rät Pieschl. Einen „Königsweg“ habe sie aber nicht. Wohl aber Strategien, die schon vorab zur Vermeidung von Cybermobbing beitragen können.
So rät die Expertin zu Prävention in den Schulen. „Denn dort erreicht man jeden Schüler“, so Pieschl.
„Surf-Fair“ lautet ein mögliches Präventionsprogramm, das sie gemeinsam mit ihrem Kollegen für die Klassen 5 bis 7 entwickelt hat. Idee dabei ist, den Lernenden eine Problemsituation vorzugeben und sie anschließend einzuladen, das Problem auf ihre ganz eigene Art zu lösen.

Wie „Surf-Fair“ in Ergänzung einzelner Schulstunden oder für Projektwochen eingesetzt werden kann, erprobten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen der Veranstaltung, versetzten sich dabei in die Lage der Schülerinnen und Schüler.
Cybermobbing findet im Internet statt, die darauf folgenden Gedanken und Gefühle sind real und belastend. Doch wie fühlen sich die Täter, Opfer und Zuschauer? Ist das Verhalten dem anderen gegenüber in Ordnung oder geht das gar nicht? Und wodurch zeichnen sich Verstärker, Verteidiger oder Außenstehende eigentlich aus? Und: Wie würde Max ihr Verhalten bewerten?

Bei Fragen zum Thema „Internet“ und „Cybermobbing“ hilft der Jugendschutzbeauftragte des Kreises Paderborn, Carlos Tomé, gern weiter unter 05251 308 – 613.

 

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