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Pressemeldung vom 11.04.2014

Für die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer: Kreisstraße 61 zwischen Verlar und Mantinghausen wird erneuert - Landrat und Bürgermeister geben Startschuss für die Bauarbeiten

Kreis Paderborn (krpb). Mit dem Umbau der Talleseen zu einem riesigen Auffangbecken mit einem Stauraum von 500.000 Kubikmetern konnte im Kreis Paderborn eine wichtige Lücke im Hochwasserschutz geschlossen werden: Schloß Neuhaus und Marienloh sind ab sofort auch bei einem so genannten Jahrhunderthochwasser vor den Fluten geschützt. Das Großprojekt unter Federführung des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL) konnte nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellt werden. Rund 4,3 Millionen Euro kostete die Baumaßnahme, die in vier Bauabschnitten umgesetzt wurde. „Das ist gut investiertes Geld“, sagt dazu Landrat Manfred Müller, zugleich Verbandsvorsteher des WOL. Geschätzte 40 Millionen Euro Schaden würde ein solches Hochwasser ohne Schutz im Bereich Schloß Neuhaus anrichten. Nicht beziffert werden könne das menschliche Leid, das eine solche Katastrophe auslösen würde. Das Projekt beweise auch, wie gut Hochwasserschutz und Renaturierungsmaßnahmen ineinandergreifen könnten. Paderborns Bürgermeister Heinz Paus sprach dann auch von einem Meilenstein, „den wir hier gemeinsam gesetzt haben“, so Paus. An den Kosten beteiligte sich das Land NRW zu 80 Prozent.

Volker Karthaus, Geschäftsführer des WOL, und Betriebsleiter Martin Lehmann erläutern, wie der Hochwasserschutz funktioniert: Sobald die Lippe ansteigt, werden die Seen als Hochwasserspeicher im Nebenschluss genutzt. Über eine 170 m lange Überlaufschwelle oberhalb des Diebesweges erfolgt dann die Ableitung des Hochwassers in Richtung Talleseen.
Für diese Zuleitung musste die Bundesstraße B1 mit einem Brückenbauwerk durchquert werden. Zunächst wird im Hochwasserfall der Mittelsee gefüllt und bei Ereignissen, die noch seltener sind als alle 50 Jahre, also extreme Hochwasser, dient dann auch der untere See als Speicherraum. Sobald beide Seen bis an den Rand gefüllt sind, wird der Zulauf zu den Seen durch zwei große Hubschütze am Brückenbauwerk der B1 verschlossen. Nach Beendigung des Hochwassers bzw. bei fallendem Lippepegel erfolgt künftig die gedrosselte und kontrollierte Entleerung der beiden Seen in Richtung Lippe. Hierzu wurden bereits zwei Entleerungsleitungen unter der Bundesstraße B1 gebaut.

Der Umbau der Talleseen ist Teil eines aus insgesamt vier Abschnitten bestehenden Gesamtkonzeptes. In Fließrichtung beginnend beinhaltet es Hochwasserschutzmaßnahmen an der Beke in Marienloh, die Renaturierung der Lippe oberhalb des Diebesweges, der Umbau der Talleseen sowie die Umgestaltung der Lippe in Schloß Neuhaus.

Gebaut wurde zudem ein Betriebsgebäude, das für die Steuerung der Hochwasserschutzanlage notwendig ist. Im Ernst-, also Hochwasserfall, wird die Anlage vor Ort rund um die Uhr besetzt.

Sämtliche Bauarbeiten wurden behutsam durchgeführt. Die dort lebenden Tierarten durften nicht gefährdet werden. Extra gelegt wurde beispielsweise eine Wasserleitung für den sogenannten Muschelgraben. Hier hatte sich die seltene Kleine Bachmuschel angesiedelt. Die früher in Bächen und Flüssen weit verbreitete Art ist heute in Nordrhein-Westfalen nahezu ausgestorben. Nur im Einzugsgebiet der Oberen Lippe und im Boker Kanal gibt es noch einzelne Vorkommen. Bachmuscheln sind sehr empfindlich und brauchen sauberes Wasser zum Überleben. Braune Hochwasserfluten würden sie vernichten. Im Hochwasserfall kann durch die Leitung frisches Wasser aus dem Obersee in den Muschelgraben gepumpt werden.

Hintergrund:
Das verheerende Hochwasser in 1965 in den damaligen Kreisen Büren und Paderborn kostete neun Menschen das Leben. Viele wurden verletzt, zahlreiche Existenzen vernichtet. Für die Region war das eine traumatisierende Initialzündung für die Erstellung und Umsetzung eines Hochwasserschutzkonzeptes. Für dessen Umsetzung wurde 1971 der Wasserverband Obere Lippe gegründet. Die Bilanz: Seitdem sind in den Kreisen Paderborn und Soest über 20 Hochwasserrückhaltebecken und die Aabachtalsperre gebaut worden. Insgesamt stehen in diesen Tagen über 20 Millionen Kubikmeter Hochwasserstauraum zur Verfügung. Der Wasserverband Obere Lippe betreibt zudem seit 1983 ein Daten- und Warnsystem. Alle hochwasserrelevanten Daten aus dem Lippe- und Emsgebiet der Kreise Paderborn und Soest werden in die Hochwasserzentrale in Büren übertragen. Seit 2000 kann man damit Niederschlags-Abflussmodelle füttern und so mit Hilfe von Niederschlagsprognosen an mehreren Punkten im Einzugsgebiet der Lippe Abflüsse vorausberechnen. Diese Modelle leisteten auch beim Hochwassergeschehen wertvolle Dienste.

 

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