Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)
Pressemeldung vom 10.09.2014

Schulverweigerer auffangen: „Wir wollen alle Kinder mitnehmen“ - Reinhard Mohn Stiftung unterstützt erfolgreich erprobtes Modell „Familienklasse“ an der Krollbachschule in Hövelhof bis 2018 –

Kreis Paderborn (krpb). Im Kreis Paderborn verlassen durchschnittlich vier bis fünf Prozent der Schülerinnen und Schüler im Kreis Paderborn die Schule ohne Abschluss. Schulverweigerung spielt dabei eine besondere Rolle. Null Bock auf Schule?! Zu einfach gedacht. Zunehmend setzt sich die Einsicht durch, dass Schulverweigerung nicht als disziplinarisches Problem zu sehen sondern vielmehr als Alarmzeichen zu werten ist. Wenn Schülerinnen und Schüler hartnäckig dem Unterricht fern bleiben, stimmt etwas nicht. Im Kreis Paderborn läuft an der Krollbachschule in Hövelhof seit zwei Jahren das Projekt „Familienklasse“, das auf Kooperation und Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule setzt. Ziel ist es, Schulverweigerer wieder für den Unterricht zu motivieren. Acht bis zehn Schüler, Eltern, Lehrer und sozialpädagogische Betreuer sitzen an jedem Freitagvormittag, für die Dauer von 12 Wochen, in einem Klassenraum, der so genannten Familienklasse, um die Probleme gemeinsam anzugehen. Mit Erfolg: Über 75 Prozent der insgesamt 43 beteiligten Hauptschülerinnen und Hauptschüler schafften die vereinbarten Ziele. Die Fehlzeiten gingen deutlich runter. Dank der finanziellen Unterstützung der Reinhard Mohn Stiftung kann das praxisbewährte Projekt bis 2018 weitergeführt werden.


„Ohne Schulabschluss bestehen kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg sind da fast vorprogrammiert“, erklärt Landrat Manfred Müller. Letztlich gehe es darum, diese jungen Menschen zurück ins System zu führen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen und wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten, so der Landrat. Das ist genau das Ziel, das sich auch die Reinhard Mohn Stiftung auf die Fahnen geschrieben hat. Mit 180.000 Euro unterstützt sie deshalb das Projekt bis 2018. „Der Bildungserfolg der Kinder hängt zu über fünfzig Prozent vom Elternhaus ab. Eine abgestimmte und unterstützende Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist ein wichtiger Schlüssel zum Bildungserfolg der Kinder. Das Konzept der Familienklasse ist ein gutes Beispiel dafür“, erklärt Christoph Mohn, Vorsitzender der Reinhard Mohn Stiftung mit Sitz in Gütersloh. Es schlage Brücken zwischen Elternhaus und Schule. „Wir wollen alle Kinder mitnehmen“, bringt es Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens auf den Punkt. Die betroffenen Schüler müssten wieder eine Perspektive bekommen, den Anschluss an die Schule und ihre Klassenkameraden finden. 


Der Kreis Paderborn und die Gemeinde Hövelhof unterstützen das Projekt „Familienklasse“ mit einer Summe von 5000 Euro pro Jahr. Kooperationspartner sind in Via und das Kolping Berufsförderungswerk. „Zunächst werden Ziele und Aufgaben vereinbart“, erläutert Karin Strätling von In Via, sozialpädagogische Beraterin in der Familienklasse. „Ich erscheine pünktlich zum Unterricht“ oder „ich bringe meine Unterrichtsmaterialien mit“, sind solche Ziele. Nach jeder Unterrichtsstunde wird bewertet, wie weit diese erfüllt wurden. Auf diese Weise entsteht eine Art „Fieberkurve“, die auf eine Blick zeigt, was geklappt hat und wo noch nachgelegt werden muss. „Die Schüler holen in der Familienklasse Versäumtes nach, erledigen ihre Hausaufgaben. Die Eltern können ihnen über die Schultern schauen oder sich bei den Fachkräften beraten und informieren lassen“, erläutert  *Name gelöscht am 22. Februar 2022. „Das Konzept greift“, bilanziert Schulleiter Michael Stolpmann, Schulleiter der Krollbachschule. Das Selbstwertgefühl der Schüler werde gestärkt. „Für jene, die durch das häufige Fehlen so eben die Versetzung geschafft haben und sich mit Hilfe der Familienklasse sich dann einigen Wochen später im durchschnittlichen Bereich bewegen, ist das ein enormer Erfolg“, betont Stolpmann. Die Erfahrung zeige, dass es gelinge, die Betroffenen wieder dauerhaft in den Unterricht zu integrieren. 


Schulverweigerung aufzufangen, rechnet sich sogar: „Was hier investiert wird, verhindert teure Reparaturarbeiten, wenn die Schule abgebrochen und berufliche Perspektiven damit sehr dünn gesät sind. Mal abgesehen davon, wie viel Leid in den Familien und bei den Betroffenen verhindert wird“, bekräftigt Landrat Manfred Müller. Christoph Mohn spricht in diesem Zusammenhang von einem „gigantischen Payback für die Gesellschaft“. „Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Beispiel Schule macht“, sagt auch Schulamtsdirektor Hartmut Bondzio. Er könne sich so eine Familienklasse an jeder Schule vorstellen. Dr. Oliver Vorndran, Leiter des Bildungs- und Integrationszentrums des Kreises Paderborn, ist derzeit deshalb bemüht, das Projekt an einer weiteren Schule im Kreisgebiet zu installieren. Natürlich werde das Pilotprojekt im Kreis Paderborn auch be- und ausgewertet. „Vielleicht gibt es dann irgendwann tatsächlich flächendeckend Familienklassen“, meint er. 


Bildunterzeile gelöscht am 22. Februar 2022

 

Anschrift

Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn

Kontakt

Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden

 
RAL Gütezeichen
Vorbildliches Europa-Engagement als „Europaaktive Kommunen“