Kreis Paderborn (krpb). Unternehmen, denen es gelingt, die Potenziale ihres Personals zu nutzen, haben im Wettbewerb die Nase vorn: Der Betrieb arbeitet effizient, die Mitarbeiter sind zufrieden und die Kunden auch. Zufriedene Mitarbeiter sind zudem loyal und bleiben. Sie empfehlen ihren Arbeitgeber und dessen Produkte weiter und sind damit bester Werbebotschafter in Sachen Unternehmens- und Leistungskultur. Doch wie genau bekommt man das hin? Das Fachkräftesymposium OWL im Airport Forum des Flughafens Paderborn / Lippstadt beschäftigte sich genau mit dieser Frage. Personalentwicklung lautete das Zauberwort. Doch natürlich kann Personalentwicklung nicht zaubern sondern verändert die Blickrichtung in der Personalarbeit. Mitarbeiter sollen nicht an Arbeitsplätze angepasst werden sondern umgekehrt. Talente sollen entdeckt und weiterentwickelt werden. Burnout von Mitarbeitern, älter werdende Belegschaften, Fachkräftemangel und die Sicherung der Nachfolge von Betrieben sind Herausforderungen, die Unternehmen „zwingen“, Personalentwicklung weiter zu denken, so auch das Thema des Forums. Die Referenten stellten Instrumente und funktionierende Beispiele aus der Praxis vor: Eine wertschätzende Unternehmenskultur, flexible Arbeitszeitmodelle, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Förderung von älteren Arbeitnehmern und ein betriebliches Gesundheitsmanagement sind Bausteine, die dazu beitragen, eine attraktive und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur zu schaffen, von der letztlich alle profitieren.
Gastgeber war in diesem Jahr der Kreis Paderborn zusammen mit der Gesellschaft zur Förderung der Region Ostwestfalen-Lippe, dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf und der Initiative für Beschäftigung. Dass sie mit ihrem Thema „Dranbleiben! Personalentwicklung weiterdenken“ den Nerv der Zeit getroffen hatten, bewies bereits die Teilnehmerzahl. Über 200 Vertretung
von Betrieben und Organisationen hatten den Weg ins Airport-Forum gefunden. Landrat Manfred Müller unterstrich die Notwendigkeit, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen vor Ort zu sichern. Mit Blick auf die Zuwanderung von Flüchtlingen könne es durchaus sein, dass die Geschichte des demographischen Wandels neu geschrieben werden müsse, bekräftigte der Landrat. „Es kommen sehr viele junge Menschen. Und jene, die bleiben, müssen wir in Brot und Arbeit bekommen“, so Müller.
Das international operierende Unternehmen Phoenix Contact aus Blomberg ist mehrfach als bester TOP-Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Was sein Erfolgsgeheimnis ist? „Die Begeisterung unserer Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Professor Gunther Olesch. Er riet den anwesenden Unternehmen, eine Vision zu entwickeln und Begeisterung zu entfachen. Apple-Gründer Steve Jobs habe als junger Mann die Vision gehabt, das Wissen der Menschheit den Menschen zugänglich zu machen. Der ist ja verrückt, dürften die meisten gedacht haben. Genau dafür habe er aber mit Leidenschaft gearbeitet. Das Fallen gehöre im Übrigen zum Erfolg dazu. Gemessen werde man daran, wie man wieder aufstehe. „Fair Play“ ist ein Begriff, der bei ihm häufiger fällt. Qualifizierten Arbeitskräften müsse man auf Augenhöhe begegnen. Achtung, Respekt, Wertschätzung, alles Dinge, die materiell nichts kosten und doch so viel bewegen können.
Davon kann auch Martin Hornberger, Geschäftsführer des SC Paderborn, ein Lied, besser das Lied singen: „Helden geben nie auf“. Er skizzierte noch einmal eindrucksvoll jenes Fußballmärchen, das der Verein in 2014 schrieb. Natürlich gehöre zu so einem Erfolg Teamgeist aber auch eine funktionierende Infrastruktur, die den Fußballspielern den Rücken frei halte. Leistung und Emotionen sind bei beiden ein Geschwisterpaar, das eine Mannschaft zusammenschweißt und derartige Erfolge erst möglich macht.
Mika Steinke von Salubris Badura & Münch brachte nur scheinbar ein Kontrastprogramm. Burnout, Schlafstörungen, die Einnahme leistungssteigernder Mittel sowie der Anstieg bei Fehltagen und Frühberentungen seien ebenfalls Alltag in Unternehmen. Hier müsse durch betriebliche Gesundheitsprogramme gegengesteuert werden. „Schaffen Sie eine positive Gesundheitskultur“, gab er den Anwesenden mit auf den Weg. Bewegungsangebote seien „Hirndoping aus den Muskeln“, Gesundheit sei kein Tabu sondern ihre Achtung und Bewahrung müsse thematisiert und betriebliche Anlaufstellen geschaffen werden. Gleichzeitig betonte er, dass auch das menschliche Gehirn ein soziales Organ sei. Menschen strebten in erster Linie nach „Bindung“ und „Anerkennung“. Inspirierende Führungskräfte würden ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass ihre Arbeit einen Sinn hat, der über die alltäglichen Aufgaben oder Quartalsziele hinausgehe. Die Gallup-Studie zeige im Übrigen, dass Mitarbeiter, die sich nicht mit ihrem Unternehmen emotional verbunden fühlten, weniger Eigeninitiative, weniger Leistungsbereitschaft, weniger Verantwortungsbewusstsein zeigten, häufiger fehlten und schneller den Arbeitgeber wechselten.
Dr. Klaus Bockermann, Geschäftsführer des Unternehmens Bockermann Fritze IngenieurConsult, berichtete, wo man Nachwuchs finden und gewinnen könne. Berufsinfotage, Girl`s Day, Schüler(innen)praktika, Berufsausbildung, Stipendien sowie Vergabe von Semester- und Abschlussarbeiten seien Möglichkeiten, einander kennenzulernen. Das Unternehmen sei familienzertifiziert: Zum Programm zählen flexible Arbeitszeitgestaltung, Home-Office, Telearbeit, individuelle Teilzeitregelungen, verlängerte Pausenzeiten, zum Beispiel um Kinder abzuholen, Zuschuss zu Kindergartenbeiträgen und Vergabe von Führungspositionen in Teilzeit. Das alles sei eine Frage der Organisation und des Willens. „Gute Führung wird nicht in Arbeitszeit gemessen - Karriere findet im Kopf statt, nicht an der Stempeluhr“, betonte Bockermann.
Claudia Pipos vom Unternehmen REGE aus Bielefeld beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und belastenden Lebenslagen wie z.B. der Pflege von Angehörigen oder gesundheitlichen Problemen. Viele würden sich wie überladene Packesel fühlen, was sich an der Zunahme von psychischen Störungen ablesen lasse. Die Referentin beschrieb zudem das Phänomen des Präsentismus. Die Menschen seien zwar körperlich anwesend, aber Verstand und Herz oder gar Seele seien nicht dabei, was sich natürlich auf die Qualität der Arbeitsergebnisse auswirke. Die Kosten durch Präsentismus seien für ein Unternehmen vier Malo so hoch wie jene für Fehlzeiten und medizinische Behandlung, so Pipos. Führungskräfte hätten hier eine Schlüsselrolle, um zu helfen, die unterschiedlichen Anforderungen im Alltag bewältigen zu können.
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