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Pressemeldung vom 11.03.2015

„Willkommenskultur mit Perspektiven“ im Schulalltag - Neue Qualifizierungsreihe „Deutschstart - gemeinsam“ des Bildungs- und Integrationszentrums des Kreises Paderborn für Lehrkräfte, die neu zugewanderte Kinder und Jugendliche unterrichten

Kreis Paderborn (krpb). Aidan ist sieben Jahre alt. Seit wenigen Wochen lebt der Junge mit seinen Eltern in Deutschland. Seit wenigen Tagen besucht er eine deutsche Grundschule. Doch wenn die anderen Kinder lachen, weiß Aidan nicht warum. Die Buchstaben an der Tafel kennt er nicht. Und wenn seine Mitschüler hinausstürzen, geht er hinterher, ohne zu verstehen, wohin. Aidan fühlt sich stumm, taub und fremd in einem Land, das nun sein neues Zuhause werden wird.
Auch im Kreis Paderborn steigt die Zahl der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen kontinuierlich an.
Um Kindern und Jugendlichen wie Aidan ihren Start in Deutschland zu erleichtern, nehmen Lehrerinnen und Lehrer aus dem Kreis Paderborn an einer neuen, praxisorientierten Qualifizierungsreihe des Bildungs- und Integrationszentrums Kreis Paderborn teil. In den nächsten 2 ½ Jahren lernen 26 Fachkräfte aus Grundschulen, Hauptschulen und dem Berufskolleg diagnostische Instrumente kennen, werden in fachlichen und rechtlichen Grundlagen geschult oder erfahren mehr zum Umgang mit traumatisierten Kindern und ihren Eltern. Auch werden Arbeitstechniken, die Bildungssysteme anderer Ländern und die Sprache mit passgenauen Schwerpunktsetzungen ausgewählte Themen sein.

„Das Leben der Kinder wird geprägt sein durch das, was sie zu Beginn und somit auch in der Schule erleben“, betonte Landrat Manfred Müller zum Start der neuen Fortbildungsreihe. Nichts sei deshalb wichtiger, als eine offene und herzliche Willkommenskultur, die dazu beitrage, Perspektiven zu schaffen. „Wenn es gelingt, die jungen Menschen in die Schullaufbahn zu integrieren, dann gelingt dies auch in der Gesellschaft“, ist sich Müller sicher. „Und wenn es bei Kindern gelingt, bin ich zuversichtlich, dass wir auch ihre Eltern erreichen“.

Willkommenskultur habe viel mit vorhandenen Strukturen zu tun, betonte auch Schulamtsdirektor Hartmut Bondzio. Wichtig sei deshalb, das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Paderborn als Schnittstelle zwischen dem Elternhaus und der Schule wahrzunehmen. Denn „wenn jemand ohne Deutschkenntnisse zuzieht, werden sämtliche Informationen dort gebündelt“, erklärt Bondzio. Die Mitarbeiter seien von der Grundschule bis zum jungen Erwachsenenalter für die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zuständig.

Seit dem 1. August 2014 sind in den Grundschulen in Stadt und Kreis Paderborn insgesamt 149 neue Schülerinnen und Schüler hinzugekommen. Die Sekundarstufe I besuchen seitdem 160 zusätzliche Kinder, 22 neue Schüler nehmen am Unterricht der Sekundarstufe II teil. 10 weitere Kinder stehen derzeit auf einer Warteliste. Für sie wird aktuell ein Platz an einer Schule gesucht und „ganz sicher gefunden“, verspricht Schulamtsdirektor Hartmut Bondzio.

Nach Bekanntwerden des Zuzugs vereinbaren die Mitarbeiter zuerst mit den Erziehungsberechtigten der Kinder und Jugendlichen einen Beratungstermin im Bonifatius-Zentrum für Spracherwerb und Integration in Paderborn. Dort werde dann von Anne Mischendahl, Mitarbeiterin des Kommunalen Integrationszentrums (KI), ein individueller Erfassungsbogen und eine individuelle Lernortempfehlung wie zum Beispiel der Besuch einer Vorbereitungsklasse an einer Schule erarbeitet. Erst anschließend werde das Kind in Rücksprache mit dem KI und der Bezirksregierung Detmold einer Schule zugewiesen.

Wichtig sei, sich immer die Frage zu stellen: „Was kann das Kind! Und nicht: was kann das Kind nicht!“, rät auch Referentin Andrea Hofer von der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren NRW (LaKI) den teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern. Jedes Kind sei anders und bringe deshalb andere Voraussetzungen mit als sein Nebenmann, so Hofer. Und genau diese Kompetenzen und Potenziale gelte es als Lehrer, herauszufinden und individuell zu fördern.
Neben dem Recht auf individuelle Förderung und der Schulpflicht gelte für jedes Kind auch das Recht, die deutsche Sprache systematisch erlernen und den bestmöglichen Schulabschluss machen zu können, erklärte die Referentin. Doch werde auch dem Herkunftssprachenunterricht eine besondere Bedeutung beigemessen, um die familiär erworbenen herkunftssprachlichen Fähigkeiten in Wort und Schrift zu erhalten.

Im Kreis Paderborn findet Herkunftssprachenunterricht derzeit in sieben Sprachen statt. 660 Schülerinnen und Schüler von insgesamt 14 Schulen im Kreis Paderborn werden in den Herkunftssprachen Türkisch, Russisch, Griechisch, Italienisch, Arabisch, Portugiesisch und Albanisch unterrichtet.
Das geschieht für die sogenannten „kleineren Sprachen“ wie beispielsweise Italienisch oder Griechisch in Lerngruppen, in denen Kinder und Jugendliche von der 1. bis 10. Klasse zusammengefasst werden. Für die „großen Sprachen“ wie Türkisch oder Russisch kommen die Schüler im Klassenverband zusammen.

Sabrina Vogt von der Liboriusschule in Salzkotten arbeitet in der Woche mit Grundschulkindern zusammen. Spielerisch sucht sie den ersten Kontakt zu den Neuankömmlingen. „Verstehen tun die Kinder schnell. Das Sprechen dauert da schon länger“, so Vogt. Praktische Alltagstipps und mögliche Einstufungstests erhofft sich die Grundschullehrerin von dem neuen Angebot des Kommunalen Integrationszentrums.
Gerne helfen da auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutsch-Treffs der Universität Paderborn weiter. „Bei uns können sich interessierte Lehrerinnen und Lehrer über geeignetes Unterrichtsmaterial für den Unterricht informieren“, so Claudia Kukulenz vom Deutsch-Treff. Diese Lern- und Forschungswerkstatt bietet Studierenden, Lehrenden und weiteren Interessierten die Möglichkeit, sich rund um die deutsche Sprache, Literatur und Didaktik zu informieren, weiterzubilden und zu forschen.

Erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit zugewanderten Menschen hat Irina Demler vom Ludwig-Erhardt-Berufskolleg schon gemacht. In Leipzig und Nürnberg hat sie bereits Integrationskurse geleitet. Nun erarbeitet sie gemeinsam mit Kollegen ein Konzept für den Berufsschulalltag. Ein Lächeln sei der erste wichtige Schritt, um auf die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger zuzugehen, weiß Demler aus ihrer Erfahrung. Denn nicht selten plagen die Menschen Schamgefühle und Versagensängste. Im Rahmen der geplanten Qualifizierungsreihe und durch einen kollegialen Austausch wünscht sich die Pädagogin neue Ansätze und Ideen für die tägliche Arbeit.
Daran arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des nächsten fachlichen Moduls der Qualifizierungsreihe im Mai 2015.

 

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