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17. Juni 2016

Warum haben die eigentlich nicht mitgemacht?

30 polnische und Paderborner Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich mit der Biografie von Polen, die im Zeitraum 1933 - 1945 Juden vor der Ermordung retteten und sich der deutschen Besatzung widersetzten

Sie leisteten einen Beitrag zur Friedenssicherung: Vinzenz Heggen, stellvertretender Landrat des Kreises Paderborn und Schulleiter Rainer Naewe (zweiter von links) mit den Schülerinnen und Schülern (Foto: Kreismuseum Wewelsburg) 
Sie leisteten einen Beitrag zur Friedenssicherung: Vinzenz Heggen, stellvertretender Landrat des Kreises Paderborn und Schulleiter Rainer Naewe (zweiter von links) mit den Schülerinnen und Schülern (Foto: Kreismuseum Wewelsburg)

Was bewegte und befähigte Menschen, unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden im zweiten Weltkrieg vor der Ermordung durch die deutsche Besatzung in Polen zu retten? 15 Schülerinnen und Schüler des Ludwig-Erhard-Berufskollegs des Kreises Paderborn und des Wirtschaftsgymnasiums im polnischen Radom gingen mit ihren Lehrkräften dieser Frage nach. Sie beschäftigten sich mit den Biographien dieser Lebensretter und führten Gespräche mit Zeitzeugen. Ihre Antwort auf die Frage „Warum haben die eigentlich nicht mitgemacht“ haben sie in Form einer Ausstellung dokumentiert, die noch bis zum 8. Juli im Pädagogischen Forum des Ludwig-Erhard-Berufskollegs in Paderborn zu sehen ist.

Eröffnet wurde die Ausstellung zunächst im Burgsaal der Wewelsburg durch den stellvertretenden Landrat des Kreises Paderborn, Vinzenz Heggen. „Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird“. Dieses Zitat von Albert Schweitzer sollte jeder zum Anlass nehmen, sich die Frage zu stellen, ob er oder sie die Zivilcourage aufbringen würde, bestimmten Entwicklungen, die sich mit dem Postulat der Menschlichkeit nicht vereinbaren ließen, ein vernehmbares „Nein“ entgegenzusetzen, sagte Heggen. Der Blick in die Geschichte, aber auch auf die aktuellen innenpolitischen Entwicklungen in Deutschland und in Europa zeigten, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht selten eine Lücke klaffe. Heggen dankte den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften für dieses Projekt, das die Jugend zweier Nationen zusammenführe. „Es macht mit Blick auf die Zukunft Europas Mut, wenn sich junge Menschen aus verschiedenen Ländern durch gemeinsame Projekte mit ihrer Geschichte kritisch auseinandersetzen und auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse ihre eigene Position in einer demokratischen Gesellschaft finden und so einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung in Europa leisten“, sagte Heggen wörtlich.

„Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler sollten ein Gespür dafür bekommen, wann und wie Diskriminierung beginnt“, sagt Christoph Marx, Geschichtslehrer am Ludwig-Erhard-Berufskolleg. Schüler und Lehrkräfte des Ludwig-Erhard-Berufskollegs reisten im April 2016 ins polnische Radom zu einer gemeinsamen Projektwoche mit dem dortigen Wirtschaftsgymnasium. Durch Zeitzeugengespräche und Quellenstudium näherten sie sich der Thematik. Biographien von Menschen, die Juden halfen, wurden ausgewertet, um Motive und Handlungen zu erforschen. Sie hörten von Ärzten, die kostenlos Medikamente an Juden verteilten, die eigentlich für die deutsche Bevölkerung bestimmt waren. Von Behördenmitarbeitern, die falsche Papiere ausstellten, damit die Verfolgten unter einer anderen Identität überleben konnten. Im Juni reisten die polnischen Schüler mit ihrer Lehrerin Bożena Błaszczyk-Ziętek nach Paderborn. Gemeinsam bereiteten sie die Ausstellung vor. Dort ist auch nachzulesen, was die Projekteilnehmer für sich mitnahmen. Ein Schüler schreibt, dass er zwar vom Holocaust gehört habe. Jetzt sei ihm klar geworden, was da geschehen sei und dass das alles ja noch gar nicht so lange her sei. „Durch das Studium gelebter Zivilcourage soll Zivilcourage als Haltung erworben werden“, erläutert Schulleiter Rainer Naewe die Zielsetzung des Projekts. Noch bis zum 8. Juli wird die Ausstellung in Paderborn gezeigt. Im September geht sie dann nach Polen und wird dort im Wirtschaftsgymnasium in Radom für sechs Wochen zu sehen sein.

Das Projekt wird gefördert im Programm EUROPEANS FOR PEACE der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ).

 
 
 

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