10. Mai 2016
33 pädagogische Fachkräfte haben an der Fortbildung „Junge Flüchtlinge in der Jugendarbeit und Schule“ des Kreisjugendamtes teilgenommen
4474 Flüchtlinge leben aktuell im Kreis Paderborn (Stand: 1.04.2016). 27 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Wie diese Kinder und Jugendlichen in Schule und Jugendarbeit integriert werden können, war das Thema einer Fortbildung des Kreisjugendamtes. 33 pädagogische Fachkräfte und Ehrenamtliche aus Schulen, Jugendzentren, dem Bildungs- und Integrationszentrum sowie Verbänden wie der Caritas sind zu der sechsstündigen Fortbildung ins Borchener Stephanus-Haus gekommen. Im theoretischen Teil ging es um die aktuelle Situation der Geflüchteten. Im praktischen Teil wurden Beispiele aus der Jugendarbeit mit Geflüchteten im Rheinland vorgestellt.
Günther Uhrmeister begrüßte die Teilnehmer als Leiter des Kreisjugendamtes. „Die Arbeit mit jungen Flüchtlingen ist eine Herausforderung. Wir zeigen heute, welche Chancen und Möglichkeiten es gibt, sich dieser Herausforderung zu stellen.“
Ilka Brambrink von der Katholische Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW erklärte in einem theoretischen Teil die Begriffe Flüchtlinge, Asylbewerber und Geduldete. Sie rät dazu, von dem Begriff Flüchtling Abstand zu nehmen. „Das klingt nach einer Sache und vermittelt wenig Wertschätzung.“ Besser seien die Begriffe Geflüchtete oder geflüchtete Menschen.
Anhand von Zahlen zeigte Brambrink die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und im Bundesland Nordrhein-Westfalen auf. Im Jahr 2015 kamen mehr als eine Million Geflüchtete nach Deutschland. Die Zahlen wurden mit dem IT-Programm EASY (Erstverteilung der Asylbegehrenden) erfasst. Durch die Schließung der Balkanroute und den Winter kamen in diesem Jahr weniger Geflüchtete nach Deutschland – bis Mitte März waren es 109.000. Die meisten Geflüchteten stammen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Nach dem Königsteiner Schlüssel werden sie auf die einzelnen Bundesländer verteilt. Der Schlüssel richtet sich nach der Höhe der Steuern und der Bevölkerungszahl. Mit 21,24 Prozent bekommt das Bundesland Nordrhein-Westfalen die meisten zugewiesen. „Ich denke, dass ist in Ordnung, denn gerade die großen Ballungszentren haben bereits viel Erfahrung mit Migration“, sagte Brambrink
Welche Erfahrungen die Rheinländer mit Flüchtlingen in der Jugendarbeit gemacht haben, zeigte Brambrink an Beispielen. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Bottrop arbeitet mit einem Abenteuerspielplatz und Tieren. „Die Tiere sind ein gutes Vehikel. Man kann gemeinsam ein Kaninchen streicheln, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht“, erklärte Brambrink. Der ökumenische Jugendtreff Senden hat das Projekt „Jetzt kommen wir!“ ins Leben gerufen. Viermal pro Woche werden geflüchtete Kinder in der Schule abgeholt und direkt zum Jugend- und Kindertreff gebracht. Das Kinder- und Jugendzentrum HOTTI Sankt Augustin-Meindorf bietet eine Hausaufgabenhilfe und Sprachförderung. Findus ist ein Patenprojekt der Pfarrei St. Mariä-Himmelfahrt und der Gemeindecaritas Vechta. Die Paten treffen sich jede Woche zwei bis drei Stunden mit ihrem Patenkind und gehen zum Sport, machen Musik oder besuchen die Bücherei.
Brambrink nennt auch einfache Spiele, die man ohne Sprachkenntnisse gut spielen kann. Memory funktioniere über Bilder und auch bei „Mensch ärgere dich nicht“ brauche man wenig Sprache. „Bei allem ist es wichtig, die Geflüchteten zu fragen, was sie wollen und nicht an ihnen vorbei zu planen“, betonte Brambrink.
In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Fortbildung darüber, was Integration bedeutet. „Integration bedeutet nicht, dass man seine eigenen Kultur aufgibt, sondern dass man eine andere kennen lernt und harmonisch miteinander zusammen lebt“, sagte Brambrink. Wichtig für eine gelingende Integration seien auch Bildung, Sprachkurse, politische Teilhabe und interkulturelle Öffnung, zitierte Brambrink aus dem Handlungsleitfaden Flüchtlingsintegration des Städte- und Gemeindebundes.
Im Jugendamt des Kreises Paderborn gibt es den Bereich Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz, für den Carlos Tomé zuständig ist. Das Jugendamt unterstützt Schulen, Vereine und Häuser der offenen Tür (HOT) bei der Durchführung von Projekten und stellt Material zum Thema Medienerziehung, Sucht- und Gewaltprävention, Fremdenfeindlichkeit und für geschlechterspezifische Jugendarbeit zur Verfügung.
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