25. April 2016
35 Schülerinnen und Schüler aus Großbritannien, Kroatien, Rumänien, der Türkei und Deutschland wollen herausfinden, was Krieg bedeutet und wie sich der Frieden bewahren lässt
Internationale Gäste sind in der Wewelsburg keine Ausnahme. Dennoch fällt eine Gruppe in diesen Tagen besonders auf – die 35 Schülerinnen und Schüler des EU-Projektes Erasmus Plus „Listen Stories engaged in the Past - The Second World War“. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus Großbritannien, Kroatien, Rumänien, der Türkei und Deutschland und wollen herausfinden, was Krieg bedeutet und wie sich der Frieden in Europa und auf der Welt bewahren lässt.
In Wewelsburg besichtigen die Schülerinnen und Schüler den Standort des Konzentrationslagers Niederhagen und den Appellplatz. „Ich habe das bisher nur auf Fotos gesehen. Es ist interessant, was nun aus diesen Orten geworden ist“, sagt Tana Hapaguvi, 14, aus Großbritannien.
Mit Fragebögen gehen die Schülerinnen und Schüler durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte 1933 -1945. Eine Gruppe sucht nach Antworten auf die Frage, welche Bedeutungen die verschiedenen Winkel der Häftlinge hatten. Die Farbe des Winkels verweist auf die Häftlingskategorie, in die die Inhaftierten willkürlich eingruppiert waren. Informationen finden die Schülerinnen und Schüler in den Vitrinen, Schubladen, Büchern, Filmen und Hörstationen der Ausstellung. Hilfestellung gibt es von den Gedenkstättenpädagoge Norbert Ellermann und Monne Lentz.
Der Besuch in der Wewelsburg ist eine von vielen Stationen. Zwei Jahre lang (von 2015 bis 2017) beschäftigen sich die jungen Menschen mit dem Thema Krieg und besuchen sich dazu gegenseitig in ihren jeweiligen Heimatländern. Ziel ist es, zu erfahren, was die Menschen in den einzelnen Ländern während des Zweiten Weltkriegs erlebt haben. „Wir sind eine glückliche Generation. Wir können uns nur vorstellen, was Krieg bedeutet. Wir mussten es nicht erfahren und können unser Leben leben“, sagt die 16-Jährige Ana Tofoset aus Rumänien.
Wie sich der Krieg angefühlt hat, haben die Schülerinnen und Schüler über Zeitzeugen erfahren. Die deutschen Schülerinnen und Schüler vom Erich-Gutenberg-Berufskolleg in Bünde haben die Zeitzeugen über eine Zeitungsannonce gefunden. „Viele ältere Menschen wollten lange Zeit gar nicht über die Erlebnisse aus dem Krieg sprechen“, sagt der 18-Jährige Enes Akdeniz. Damit künftige Generationen aus den Folgen und dem Leid des Krieges lernen, haben sie sich schließlich doch zu den Befragungen entschieden. „Die Interviews dauerten bis zu zwei Stunden und ich war danach sehr betroffen“, sagte Akdeniz.
Geplant ist auch ein Theaterprojekt. Dabei inszenieren die Schülerinnen und Schüler Szenen aus Filmen und Literatur. Beispiele sind Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“ und Bernhard Wickis Antikriegsfilm „Die Brücke“.
In einem „Club of Peace“ erarbeiten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Strategien für die Lösung von Konflikten und die Bewahrung des Friedens. Für die Schülerinnen und Schüler ist das Projekt selbst schon ein Schritt in Richtung Friedenssicherung. „Wir kommen aus verschiedenen Ländern und sind zu einer Gruppe zusammengewachsen. Ich habe wundervolle Erfahrungen gemacht“, sagt die 16-Jährige Bilge Arslan aus der Türkei.
Und auch Ana Tofoset aus Rumänien ist sich sicher: „Dass wir hier alle so zusammen sitzen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Dieser Ort zeigt, dass Krieg genau so etwas zerstört.“
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