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11. August 2016

Zehn junge Rotmilane mit solarbetriebenen GPS-Sendern ausgestattet

Kreis Paderborn will mehr über Flugbewegungen, Rast- und Übernachtungsplätze des Rotmilans herausfinden, um den Bestand der Greifvogelart besser schützen zu können

Selten und streng geschützt: Der Rotmilan. Er ist leicht an seinem gegabelten Schwanz zu erkennen. Im Volksmund wird er deshalb auch Gabelweihe genannt. (Foto: C. Venne)
Selten und streng geschützt: Der Rotmilan. Er ist leicht an seinem gegabelten Schwanz zu erkennen. Im Volksmund wird er deshalb auch Gabelweihe genannt. (Foto: C. Venne)

Majestätisch zieht der Rotmilan seine Kreise hoch über dem Paderborner Land. Dieser Anblick ist vielen vertraut. Den wenigsten dürfte bewusst sein, dass er etwas ganz Besonderes ist. Der auch als Gabelweihe bezeichnete Greifvogel ist vom Aussterben bedroht und zählt deshalb zu den national und international streng geschützten Arten. Das Paderborner Kreisumweltamt hat mit der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne und mit finanzieller Förderung durch das Land NRW ein in Deutschland besonderes Projekt gestartet. Zehn junge Rotmilane wurden mit solarbetrieben GPS-Sendern ausgestattet, um herauszufinden, wo die Jungvögel ihre Nahrung finden und welche Rast- und Schlafplätze sie aufzusuchen.

„Wir haben hier im Kreis Paderborn eine ganz besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Vogelart. Mit den Informationen über die Flugrouten und Gewohnheiten der Jungvögel können dann Maßnahmen zum Schutz des Rotmilans in Paderborn getroffen werden“, begründet Umweltdezernent Martin Hübner das wissenschaftliche Projekt. Für das Projekt konnte die vom Umweltamt beauftragte Biologische Station den erfahrenen Biologen und Vogelkundler Christian Gelpke aus dem hessischen Fritzlar gewinnen. Gemeinsam mit seinem Team aus zwei Ornithologen und zwei Baumkletterern nahm er die Besenderung der jungen Rotmilane vor.

Besendern zehn junge Rotmilane aus dem Kreis Paderborn: Kletterer Steffen Koschkar, Biologe Christian Gelpke, Förster Wilhelm-Heinrich Brandenburg und Praktikantin Laura Breitsprecher. (Foto: Karsten Schnell, Biologische Station Kreis Paderborn-Senne) 
Besendern zehn junge Rotmilane aus dem Kreis Paderborn: Kletterer Steffen Koschkar, Biologe Christian Gelpke, Förster Wilhelm-Heinrich Brandenburg und Praktikantin Laura Breitsprecher. (Foto: Karsten Schnell, Biologische Station Kreis Paderborn-Senne)

Die erste Station führte das fünfköpfige Team zu einem Rotmilanhorst in einem Waldstück bei Lichtenau. Drei Jungvögel im Alter von vier bis fünf Wochen sitzen dort im Horst. Mit Seilen gesichert klettert Steffen Koschkar auf die 30 Meter hohe Fichte und packt die Tiere in einen Stoffbeutel. „Die Tiere verhalten sich absolut ruhig und können so ohne Probleme auf den Boden gebracht werden“, erläutert Susanne Pöhler, Mitarbeiterin des Paderborner Kreisumweltamtes.

Gelpke bringt anschließend die GPS-Sender an. Wie einen Rucksack platziert er sie auf dem Rücken der Tiere. Befestigt werden die Sender mit Teflonbändern, die nach zwei bis drei Jahren verwittern, sodass der GPS-Sender abfällt. Die Sender selbst haben die Größe einer Streichholzschachtel und wiegen 24 Gramm – etwa so viel wie eine kleine Maus. Beeinträchtigt werden die Rotmilane von den Sendern nicht.

Für das Einfangen der Rotmilane und die Besenderung hat das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) eine Genehmigung nach dem Tierschutzgesetz erteilt. „Bei allem steht natürlich das Wohl des Tieres an oberster Stelle“, betont Pöhler. Damit das Tier so wenig wie möglich von alledem mitbekommt, arbeitet das Team um Gelpke zügig. Nach 30 Minuten ist der Sender angebracht, und ein Kletterer bringt den Jungvogel zurück in seinen Horst. Der GPS-Sender speichert nun alle drei Minuten die Position und Flughöhe des Rotmilans.

Die Besenderung von Rotmilanen – in der Fachsprache Telemetrie genannt – ist nicht neu. Bisher wurden allerdings zumeist Altvögel mit Sendern ausgestattet (http://rotmilane.eu/), sodass ihr Verhalten im Winterquartier gut erforscht ist. Über die Jungvögel gibt es bisher keine Informationen. „Wir wollen wissen, wo sich die Rotmilane außerhalb ihres Horstes hauptsächlich aufhalten und welche Flugstrecken sie im südlichen Teil des Kreises Paderborn zurücklegen“, sagt Karsten Schnell von der Biologischen Station. Mit zwei weiteren Mitarbeitern liest Schnell die Daten der GPS-Sender mit einer Handantenne aus und übertragt diese auf einen Rechner. „Dabei darf die Distanz zum Vogel nicht größer als fünf Kilometer sein“, erklärt Schnell den Unterschied zur ortsunabhängigen Satellitenübertragung. Aus Kostengründen habe man sich jedoch für die Handantennen entschieden.

Die Paderborner Hochfläche mit ihrem Wechsel von Wiesen, Äckern und Wäldern bietet seit jeher attraktive Rast- und Schlafplätze für Rotmilane aus ganz Deutschland. Im vergangenen Jahr gab es 46 Brutpaare im Kreis Paderborn, wovon 38 erfolgreiche Jungtiere aufgezogen haben. „Das war ein positives Jahr für die Paderborner Rotmilan-Population. In diesem Jahr war der Bruterfolg jedoch unterdurchschnittlich“, sagt Pöhler.

Der Schutz der Rotmilane ist besonders wichtig, da es weltweit nur eine kleine Population gibt. Derzeit leben und brüten in Europa 19.000 bis 25.000 Paare – das sind etwa 95 Prozent des Weltbestandes dieser Greifvogelart. In Deutschland leben etwa 65 Prozent des Weltbestandes, in Nordrhein-Westfalen sind es 850 bis 950 Brutpaare. Zum Vergleich: Die Population des Mäusebussards liegt in Deutschland bei 96.000 Brutpaaren. „Der Rotmilan gehört zur biologischen Vielfalt, die wir erhalten wollen“, bekräftigt Pöhler. Weitere Informationen unter der Tel.: 05251 308 – 6605 (Susanne Pöhler, Kreisumweltamt).

 
 
 

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