18. April 2018
„Der Bauch hat keine Ohren, heißt es bei Luther. Aber der Bauch hat viel zu sagen.“ Mit diesen Worten eröffnete Landrat Manfred Müller die Ausstellung „Klang meines Körpers“ im Paderborner Kreishaus. Die Ausstellung beschäftigt sich interaktiv mit dem Thema Essstörungen und gibt Einblick in die Gefühlswelt von fünf betroffenen Mädchen und einem Jungen.
Eine Woche lang ist die Ausstellung im Paderborner Kreishaus zu sehen – primär für Jugendliche und junge Erwachsene aus Schulen im gesamten Kreisgebiet.
Eine öffentliche Führung gibt es am Donnerstag, 19. April, von 16.30 bis 18 Uhr, im Paderborner Kreishaus, Aldegreverstraße 10-14, Gebäude C, Erdgeschoss. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist möglich bei Andrea Schadomksy unter Tel.: 05251 308 – 5379 oder schadomskya@kreis-paderborn.de .
Landrat Manfred Müller machte in seiner Eröffnungsrede deutlich, dass Essstörungen und psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. „Das ist ein Thema für die ganze Gesellschaft. Daher ist diese Ausstellung so wichtig. Sie will aufklären, Mut machen und Wege aus der Erkrankung aufzeigen.“
Ins Leben gerufen wurde die Ausstellung von Musiktherapeutin Stephanie Lahusen. Auch sie war bei der Eröffnung im Paderborner Kreishaus dabei und erzählte von der Entstehung der Ausstellung im Jahr 2006 in Bamberg: Fünf junge Frauen mit Essstörung lernten sich in einer musiktherapeutischen Gruppe kennen. Über Bilder, Texte und Musik wollen sie Betroffene und Interessierte sensibilisieren und gleichzeitig Lösungen aufzeigen. Später wurde die Ausstellung durch ein Jungenmodul ergänzt. Dort gibt David unter dem Titel „Kerkerkopf“ Einblick in seine Gefühlswelt.
2007 gewann die Ausstellung „Klang meines Körpers“ den Bayerischen Gesundheits- und Präventionspreis. 2009 wurde der Verein Lebenshunger e.V. aus Düsseldorf Träger der Ausstellung. Seitdem zieht sie als Wanderausstellung durch ganz NRW. Das Besondere: Die Ausstellung kommt nicht allein. Lahusen schult am jeweiligen Ausstellungsort immer pädagogische Fachkräfte, die dann die Besucher durch die Ausstellung führen. Im Kreis Paderborn wurden im Dezember die Mitglieder des Arbeitskreises Essstörungen geschult.
Die Ausstellung ist kreisförmig aufgebaut. Der äußere Kreis besteht aus Texttafeln und beleuchtet das Thema Essstörungen, ihre Ursachen, Auslöser und Signale. Hinter Problemen mit dem Essen können beispielsweise Lebenskrisen, Mobbing, Liebeskummer, Einsamkeit oder Konflikte in der Familie stecken. Signale sind dann beispielsweise häufige Diäten, extreme sportliche Aktivitäten oder der Rückzug von den Mitmenschen. Beim genaueren Hinschauen wird dann deutlich, dass es nicht nur um Essen geht, sondern auch um Identitätsfindung. Die Betroffenen haben Hunger nach Leben, Ehrlichkeit, Freundschaft, Liebe, Verständnis und Unterstützung.
Mit jedem weiteren Schritt in die Ausstellung, taucht der Betrachter auch weiter in die Gefühlswelt der betroffenen Jugendlichen ein. Zu sehen sind Fotos von einer Schwimmerin, einer Frau in einem Meer aus Tauben oder einem Mädchen im Spagat.
In der Mitte der Ausstellung liegen Kopfhörer. Sie spielen Musikstücke ab, die die Gefühle der Betroffenen beschreiben.
Die letzte Station der Ausstellung sind die Schatzkisten. Darin ist alles, was den Betroffenen geholfen hat, aus ihrer Essstörung zurück ins Leben zu finden, wie zum Beispiel ein Fahrrad oder Kosmetik, ein Spiegel der das eigene Selbstbewusstsein stärken soll und Broschüren und Infomaterial zu örtlichen Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Kliniken.
Die Ausstellung ist im Rahmen der Tage der Psychiatrie, Psychotherapie und Beratung 2018 zu sehen. Die Tage haben den Titel „Bauchhunger – Seelenhunger: Zwischen dem Hunger nach Leben und dem Wunsch zu verschwinden“. Veranstalter ist die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) in Kooperation mit dem Arbeitskreis Essstörungen.
In der Paderborner Kreisverwaltung gibt es eine Beratungsstelle für erwachsene Menschen mit Essstörungen. Ansprechpersonin ist Andrea Schadomsky vom Paderborner Kreisgesundheitsamt. Sie klärt, ob eine Essstörung vorliegt, hilft bei der Suche nach einem Therapieplatz, bietet Selbsthilfegruppen an und berät Angehörige.
Kontakt:
Andrea Schadomsky
Gesundheitsamt
Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin BA, Sozialpsychiatrischer Dienst, Beratungsstelle für erwachsene Menschen mit Essstörungen
Tel. 05251 308 – 5379
Fax 05251 308 – 5398
E-Mail: schadomskya@kreis-paderborn.de
Klang meines Körpers - eine Ausstellung über Wege aus der Essstörung (Foto: © Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreis Paderborn, Anna-Sophie Schindler)
Kreis Paderborn
Aldegreverstraße 10 – 14
33102 Paderborn
Telefon: 05251 308 - 0
Telefax: 05251 308 - 8888
E-Mail senden