03. August 2018
Erster Abschnitt der Renaturierung erfolgreich abgeschlossen
Bei Büren-Ringelstein ist die Alme in ihr ursprüngliches Bett zurückgekehrt. Im Zeitraum September 2017 bis Juli 2018 konnte der einzige Karstfluss in NRW auf einer Strecke von 860 Meter erfolgreich renaturiert werden. Bislang zog sie schnurgerade und ohne die charakteristischen Windungen und Buchten ihre Bahnen. Durch die Umgestaltung fließt sie jetzt wieder ganz natürlich mit Biegungen und Wendungen auf Länge von 1.350 Meter.
Der Erwerb von 40 ha Flächen der ehemaligen Haus Büren`scher Fonds durch die NRW-Stiftung im oberen Almetal bei Büren hat es den beiden Projektpartnern, der Gemeinschaft für Naturschutz im Bürener Land (GfN e.V.) und dem Wasserverband Obere Lippe (WOL), ermöglicht, dort die Renaturierung der Alme und der Aue zu planen und dank der Bereitstellung von Fördergeldern auch umzusetzen. Der Präsident der NRW-Stiftung, Eckhard Uhlenberg, betonte, dass die Maßnahme sowohl dem Natur- als auch Hochwasserschutz diene. „Die Renaturierung der Alme bei Ringelstein ist ein weiteres gelungenes Beispiel aus der Region dafür, dass Renaturierung, Naturschutz und Hochwasserschutz hervorragend miteinander harmonieren. 40 Hektar der NRW-Stiftung stehen hier bisher für die Renaturierung zur Verfügung. Das verdeutlicht, dass die naturnahe Entwicklung der Gewässer auch aus Sicht des Landes ein wichtiger Baustein für unsere Zukunft ist. Daher werden wir auch den weiteren Ausbau der Alme tatkräftig unterstützen“, bekräftigte Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl.
Der technische Dezernent des Kreises Paderborn, Martin Hübner, der auch dem Vorstand des WOL angehört, erläuterte, dass die Maßnahme auch dazu diene, die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft umzusetzen. Deren Ziel ist es, alle natürlichen Gewässer in allen Mitgliedsstaaten auf einen guten ökologischen Stand zu bringen.
Bis zu den 1950er Jahren wurde die Almeaue bei Ringelstein als Flößwiese genutzt. Dazu wurde der Fluss vor 150 Jahren teilweise begradigt, das Abflussprofil vergrößert und Gräben und Wehranlagen eingerichtet. Damit wollte man genau steuern, wann die Wiesen, nicht nur zum Zwecke der Bewässerung, sondern auch zur Düngung, überflutet wurden – also vor der Ernte zur Steigerung des Graswuchses. Die Folge: Der Fluss hat sich tief in den Grund gegraben und kann sich nicht ausdehnen. Besonders gefährlich ist dies bei Hochwasser, da das Wasser schnell in dem großen Gerinne und nicht in den Auen verlangsamt abfließt. Das kann dann in den engen Ortslagen zu erhöhten Wasserständen und Überflutungen führen.
Bei Ringelstein bekam die Alme in den vergangenen Monaten zusätzliche Schleifen. „Die Verlängerung des Flusses um rund 500 Meter bedeutet mehr Lebensraum für Tiere, beispielsweise für Fische wie die Äsche. Außerdem kann sich der Fluss wieder dynamisch ausdehnen, die Aue wird befeuchtet und an manchen Stellen sumpfig - ein optimaler Lebensraum für Ringelnattern und Frösche“, erläuterte der Geschäftsführer des WOL, Volker Karthaus.
Für die Almeschleifen wurden möglichst wenig Pappeln entfernt. Die Äste, Wurzeln und Baumstämme bieten dem Ufer und dem Flussbett Struktur und den Tieren Lebensraum. So nutzen Fische das Totholz als Laichplätze oder als Schutz bei starker Strömung und ernähren sich von dem am Holz sitzenden Kleintieren. Auch die Köcherfliege fühlt sich hier wohl. Sie legt ihre Eier im fließenden Wasser ab, wo sie an überragendem Holz hängen bleiben. Die Larven ernähren sich an der Oberfläche des Holzes und verpuppen sich dort. Mit den Fischen und Kleintieren kommen dann auch Vögel wie der Schwarzstorch zurück.
In einem zweiten Bauabschnitt sollen weitere 2,0 Kilometer der Alme bei Ringelstein renaturiert werden. Die Arbeiten sind für das Jahr 2019/20 geplant.
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