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11. Dezember 2019

Erinnerungsschätze werden sicher aufbewahrt

Stadtarchiv Lichtenau als erstes kommunales Archiv vom Stadt- und Kreisarchiv Paderborn übernommen

Zu sehen ist das Bürgerbuch aus dem 16. Jahrhundert. Sein Alter ist ihm deutlich anzumerken. Es ist alt und vergilbt. Fotografiert wurde es im Kreisarchiv 
Das Bürgerbuch stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist nun die älteste Lichtenauer Archivalie im Stadt- und Kreisarchiv Paderborn – v.l. Ralf Schumacher (Archivar), Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Josef Hartmann und Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Wilhelm Grabe.

Im Jahr 1668 sind in Lichtenau wohnende, arme Studenten finanziell unterstützt worden, 1686 stürzte das Siechenhaus zusammen und am 1. Januar 1694 hat Johan Christoffel Becker sein Bürgergeld in Höhe von 3 Schillingen gezahlt. Dies alles und noch viel mehr ist in dem von 1559 bis 1809 geführten alten Bürgerbuch der Stadt Lichtenau nachzulesen. Auf 208 beschriebenen Seiten wurde akribisch festgehalten, welche Neubürger nach Lichtenau zogen und ob und wieviel Geld sie der Stadt schuldeten. Nun, gut 450 Jahre nach Beginn der Aufzeichnungen, ist das Bürgerbuch die älteste Archivalie, die bislang von ihrer heimischen Kommune ins Stadt- und Kreisarchiv Paderborn umzog, um dort fachgerecht gelagert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Nachdem das Buch lange Zeit als verschollen galt, wurde es 1984/85 vom ehemaligen Lichtenauer Orts- und Stadtheimatpfleger Heinrich Karl Hillebrand in Privatbesitz wiederentdeckt und auf sein Ansinnen und das des ehemaligen Lichtenauer Bürgermeisters Karl-Heinz Wange im Jahr 2010 fachgerecht restauriert. Landrat Manfred Müller und Bürgermeister Josef Hartmann unterzeichneten nun einen Vertrag, der die Unterbringung des Stadtarchivs Lichtenau und seiner kostbaren Schätze.

„Die kommunalen Archive sind das Gedächtnis unserer Dörfer, Gemeinden und Städte. Sie beinhalten wertvolle Schätze, mit denen wir das Leben der Generationen vor uns verstehen und nachverfolgen können. Diese Erinnerungsschätze gilt es zu bewahren und der Kreis ist den Kommunen dabei sehr gerne behilflich“, freut sich Landrat Manfred Müller über die Übernahme des ersten kommunalen Archivs durch den Kreis. Allgemeine Verwaltungsakten, Meldekarteien, standesamtliche Geburts-, Heirats- und Sterberegister, Personalakten sowie Protokollbücher und Ortschroniken einzelner Gemeinden sind jetzt in Paderborn zugänglich. Dort werden sie unter speziellen raumklimatischen Bedingungen – 16 Grad Celsius und 55 Prozent Luftfeuchtigkeit – aufbewahrt. Spezielle säurefreie Archivkartons gewährleisten, dass die wertvollen Inhalte bestmöglich erhalten werden. „Diese besonderen Bedingungen, die notwendig sind, damit auch in mehreren Jahrzehnten und Jahrhunderten die Menschen noch etwas über das vergangene und heutige Leben in Lichtenau erfahren können, sind für uns als kleine Kommune in dieser hohen Professionalität nicht leistbar“, erklärt Bürgermeister Hartmann. Er ließ sich daher gerne von den Paderborner Archivaren überzeugen, seine wertvollen Schätze als Leihgabe an das Stadt- und Kreisarchiv abzugeben. Angenehmer Nebeneffekt für die Stadt: Im Rathaus ist nun wieder mehr Platz frei.

Alle historischen Unterlagen sollen auf längere Sicht über eine Signatur, einen Aktentitel, eine Laufzeit und gegebenenfalls einen kurzen Inhaltsvermerk erschlossen und in einem speziellen dafür vorgesehenen Computerprogramm verzeichnet werden. Darüber hinaus wurde in Teilen bereits mit der Digitalisierung einzelner Archivalien begonnen.

„Fach- und Hobbyforscher, die sich für ihre Familiengeschichte, die Historie von lokalen Vereinen und Schulen oder die politischen Vorgänge und Persönlichkeiten der Vergangenheit interessieren, können nun nach und nach, die Akten in unserem Lesesaal im Original, am Computer oder am Mikrofilmlesegerät einsehen“, freuen sich der Leiter des Kreis- und Stadtarchivs Wilhelm Grabe und sein Mitarbeiter Ralf Schumacher.

Ganz begeistert sind die beiden Archivare auch über einen Zufallsfund, den sie bei der Archivübernahme machten: „Die aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammende Einwohnermeldekartei des Amtes Lichtenau,“ so Schumacher, „die lange als verschollen galt, ist wiederaufgetaucht!“

Rund 90 laufende Regalmeter nehmen die Lichtenauer Aktenbestände nun im Magazin des Stadt- und Kreisarchivs ein. Größtenteils stammen die Unterlagen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Vertrag zwischen der Stadt und dem Kreis regelt eine Übernahme der Archivbestände zunächst für zehn Jahre. Die Laufzeit des Vertrages verlängert sich danach automatisch. Für die fachgerechte Unterbringung zahlt die Stadt Lichtenau einen jährlichen Betrag, der sich nach dem Umfang des Archivguts bemisst.

 
 
 

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