29. Mai 2020
95 Jahre Kreismuseum Wewelsburg
Am 31. Mai 1925 wurde das Kreisheimatmuseum in der Wewelsburg eröffnet. Der Entschluss zu einem Heimatmuseum war bereits 1923 auf die Initiative des damaligen Landrats Dr. Aloys Vogels zurückgegangen. Das Schloss wurde zu einem Kulturzentrum, bestehend aus Jugendherberge, Tagungsort und Heimatmuseum, ausgebaut. Die ersten erfolgreichen Jahre der Museumsgeschichte endeten 1934, als die SS die Wewelsburg übernahm, die Ausstellung des Heimatmuseums auslagerte und eine eigene SS-Schausammlung zusammenstellte. Sie umfasste neben archäologischen Funden später auch SS-Beute- und Raubkunst. Durch die Sprengung des Schlosses am Kriegsende wurde die SS-Museumssammlung weitgehend zerstört. Direkt nach dem Krieg begann der stufenweise Wiederaufbau der Wewelsburg. 1950 wurden die Jugendherberge und das Heimatmuseum wiedereröffnet.
Als der Kreis Paderborn die Wewelsburg 1975 im Zuge der Gebietsreform übernahm, wurde die Museumsarbeit professionalisiert und das Heimatmuseum neu konzipiert. Der Kreis Paderborn stellte 1978 mit Herrn Dr. Rau erstmals einen Vollzeit-Museumsleiter ein. Die Umwandlung des Heimatmuseums in ein regionalgeschichtliches Museum ging auf die Idee zurück, mit einem „Historischen Museum des Hochstifts Paderborn“ die Landesgeschichte des früheren Fürstbistums Paderborn bis zur Säkularisation zu dokumentieren. 1996 eröffnete das Historische Museum des Hochstifts Paderborn. Um den veränderten Besucherwahrnehmungen gerecht zu werden, wurde das „Historische Museum des Hochstifts Paderborn“ 2015 neu konzipiert und gestaltet.
Nach kontrovers ausgetragenen öffentlichen Diskussionen um die Aufarbeitung der SS-Vergangenheit und das Erinnern an die KZ-Opfer in Wewelsburg beschloss der Kreis Paderborn 1977 die Einrichtung einer Dokumentations- und Gedenkstätte, die 1982 eröffnet wurde. Die Gedenkstätte entwickelte sich unter der Leitung des damaligen Museumsleiters Wulff E. Brebeck (Leiter 1980–2011) zu einem international angesehenen außerschulischen Lernort mit einem umfassenden historisch-politischen Bildungsauftrag für Jugendliche und Erwachsene. Seit 2000 wurde die Gedenkstätte umfassend neu konzipiert und erweitert. 2010 wurde die neue Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ in der „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945“ eröffnet. Sie informiert anhand von zahlreichen originalen Objekten und Dokumenten über die allgemeine Entwicklung der Schutzstaffel (SS) und speziell über deren Tätigkeiten und Verbrechen in Wewelsburg. Die Geschichte des KZ Niederhagen/Wewelsburg und das Gedenken an die Opfer der SS-Gewalt in Wewelsburg stehen im Fokus. Zum umfangreichen Bildungsprogramm gehören heute auch Programme gegen aktuellen Rassismus und Rechtsextremismus.
Die heutige Museumsleiterin Kirsten John-Stucke (Leiterin seit seit 2011) stellt heraus, dass sich das Kreismuseum in den vergangenen Jahrzehnten zu einem lebendigen Kultur- und Bildungsort entwickelt hat: „Wir bieten zahlreiche Angebote in beiden Museumsabteilungen – von Kindergeburtstagen über Spezial- und Kostümführungen im Historischen Museum des Hochstifts Paderborn bis hin zu Projekt- und Studientagen und Workcamps in der Erinnerungs- und Gedenkstätte. Dazu noch Lesungen, Vorträge und Theaterstücke. So erreichen wir viele unterschiedliche Besuchergruppen. Über 100.000 Besucher besuchen unser Kreismuseum jährlich. Kein Grund, um sich auszuruhen. Wir haben noch viele Ideen für neue Ausstellungen und Projekte, die wir in den nächsten Jahren umsetzen wollen.“
1925–1933 Symbol der Heimat
Der Entschluss zu einem Heimatmuseum ging bereits 1923 auf die Initiative des damaligen Landrats Dr. Aloys Vogels zurück. Aufrufe und Flugblätter führten dazu, dass die Sammlung schnell auf 500 Objekte anwuchs. Die zunächst anvisierten Ausstellungsräume in der Kreissparkasse und der Kreisverwaltung in Büren wurden zu klein. Im Fokus des „Heimat- und naturwissenschaftlichen Museums“ stand der Heimatgedanke und die Volksbildung: Es sollte „anregen und belehren“. Die stetig wachsende Sammlung wurde im Untergeschoss des Westflügels in drei Abteilungen untergebracht: Urzeit und Vorgeschichte, Kulturgeschichte bis zur Gegenwart sowie Naturgeschichte der heimischen Region. Burgwart Fritz Hoischen betreute auch das Museum. Der 1924 gegründete „Verein zur Erhaltung der Wewelsburg“ unterstützte die regen Aktivitäten des Kreises auf der Wewelsburg.
1934–1945 Die SS in Wewelsburg
1934 wurde die Museumssammlung in Büren eingelagert. Ab 1939 konnte ein Teil der Sammlung wieder in der Kreisverwaltung besichtigt werden, doch viele Leihgaben wurden von ihren Eigentümern zurückgefordert. Der SS-Archäologe Wilhelm Jordan richtete ein SS-eigenes Museum mit zahlreichen geologischen und paläontologischen Funden ein. Heinrich Himmler ließ Staatsgeschenke aus Berlin nach Wewelsburg bringen. Die SS plünderte ukrainische Museen oder tauschte in den besetzten osteuropäischen Staaten Lebensmittel gegen archäologische Funde, Münzen und Kunstgegenstände, um die Sammlung zu ergänzen. Die SS lagerte nur einen kleinen Teil der Sammlung aus, bevor sie das Schloss am 31. März 1945 sprengen ließ. Der Rest verbrannte oder fiel Plünderern in die Hände.
1950–1996 Wiedereröffnung des Heimatmuseums und grundlegende Neuordnung
Zeitgleich mit dem Kreisheimatmuseum wurde am 29. Juni 1950 in der sogenannten „Gruft“ im Nordturm auch ein zehnteiliger Gemäldezyklus des Bürener Künstlers Jo Glahé als Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet. In den 1950er Jahren wurde das Museum zunächst von den Jugendherbergseltern mit betreut, doch kam es häufiger zu Diebstählen und Beschädigungen. 1957 wurde ein hauptamtlicher Burg- und Museumswart eingestellt. Der Heimatpfleger und Kreisamtmann Wilhelmi übernahm die Verwaltungsleitung. Erste Inventarisierungsmaßnahmen der Sammlung begannen.
Der Kreis Paderborn stellte 1978 zusätzlich zum Burgwart einen Museumsleiter (Dr. Günther Rau, Leiter 1978–1980) sowie einen Pförtner, eine Sekretärin und Reinigungskräfte ein. Damit war die Grundlage für eine professionelle Museumsarbeit geschaffen.
1982–2009 Dokumentations- und Gedenkstätte „Wewelsburg 1933–1945. Kult- und Terrorstätte der SS“
Nach kontrovers ausgetragenen öffentlichen Diskussionen um die Aufarbeitung der SS-Vergangenheit und das Erinnern an die KZ-Opfer in Wewelsburg beschloss der Kreis Paderborn 1977 die Einrichtung einer Dokumentations- und Gedenkstätte. Die zeitgeschichtliche Ausstellung „Wewelsburg 1933–1945. Kult- und Terrorstätte der SS“ sollte einen „mahnenden Charakter“ erhalten und wurde im ehemaligen SS- Wachgebäude nach fünf Jahren Forschung durch Prof. Dr. Karl Hüser, Universität Paderborn, am 23. März 1982 eröffnet.
Die Gedenkstätte entwickelte sich unter der Leitung des 1980 eingestellten, neuen Museumsleiters Wulff E. Brebeck (Leiter 1980–2011) zu einem international angesehenen außerschulischen Lernort mit einem umfassenden historisch-politischen Bildungsauftrag für Jugendliche und Erwachsene.
1984–2007 „Deutsche im östlichen Mitteleuropa – Kultur, Vertreibung, Integration“
1984 ersetzte die von Wulff E. Brebeck erarbeitete zeitgeschichtliche Ausstellung „Deutsche im östlichen Mitteleuropa – Kultur, Vertreibung, Integration“ die längst nicht mehr zeitgemäße „Ostdeutsche Heimatstube“. Diese war in den 1960er Jahren vom Kreisverband des „Bundes der Vertriebenen“ im Ostflügel der Wewelsburg eingerichtet worden. Die neue Dauerausstellung, ebenfalls im Wachgebäude am Burgvorplatz untergebracht, schilderte vor allem die Geschichte der Patenkreise des Kreises Paderborn, Meseritz (heute polnisch: Międzyrzec) und Schwerin an der Warthe (Skwierzyna) und ihrer Bewohner. Die Ausstellung wurde 2009 aufgrund der Neukonzeption der Gedenkstätte im Wachgebäude geschlossen.
1996 bis heute „Historisches Museum des Hochstifts Paderborn“
Die Umwandlung des Heimatmuseums in ein regionalgeschichtliches Museum ging auf die Idee zurück, mit einem „Historischen Museum des Hochstifts Paderborn“ die Landesgeschichte des früheren Fürstbistums Paderborn bis zur Säkularisation zu dokumentieren. 1978 entwickelte Dr. Günther Rau das erste Grobkonzept, das von Wulff E. Brebeck erfolgreich vorangetrieben und umgesetzt wurde. Schließlich konnte die Wewelsburg 1993–1996 mit Städtebaumitteln des Landes NRW umfassend saniert und ein wissenschaftlich fundiertes regionalgeschichtliches Museum eröffnet werden. Um den veränderten Besucherwahrnehmungen gerecht zu werden, wurde das „Historische Museum des Hochstifts Paderborn“ 2015 neu konzipiert und gestaltet.
2010 bis heute „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945“
Seit 2000 wurde die zeitgeschichtliche Abteilung umfassend neu konzipiert und erweitert. Die am 15. April 2010 eröffnete, international anerkannte Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ in der „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945“ informiert anhand von zahlreichen originalen Objekten und Dokumenten über die allgemeine Entwicklung der Schutzstaffel (SS) und speziell über deren Tätigkeiten und Verbrechen in Wewelsburg. Die Geschichte des KZ Niederhagen/Wewelsburg und das Gedenken an die Opfer der SS-Gewalt in Wewelsburg stehen im Fokus. Zum umfangreichen Bildungsprogramm gehören auch Programme gegen aktuellen Rassismus und Rechtsextremismus.
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