22. September 2020
Insolvenz in Eigenverantwortung, Kreis Paderborn als Hauptanteilseigner übernimmt Anteile der Stadt Bielefeld gegen Kompensationszahlungen
Mit großer Mehrheit stimmten die Mitglieder des Paderborner Kreistages für die Sanierung des Airports Paderborn-Lippstadt „zum Ziele der Redimensionierung des Flughafens“, so der Wortlaut des Beschlusses. Die Umsetzung soll im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverantwortung erfolgen, um den Airport zu erhalten und ihn dauerhaft so aufzustellen, dass die Kosten durch die erzielbaren Einnahmen gedeckt werden. Der Paderborner Kreistag stellt zur Deckung des Liquiditätsbedarfes im Rahmen der angestrebten Re-Dimensionierung außerplanmäßig 13,7 Mio. € bereit.
Diese Gelder sollen coronabedingt im Kreishaushalt isoliert werden, so dass diese nicht die Kreisumlage berühren. Der Kreis Paderborn wird die von der Stadt Bielefeld gehaltenen Anteile am Stammkapital der Flughafen Paderborn/Lippstadt GmbH gegen Kompensationszahlungen erwerben.
Mit anderen, ausstiegswilligen Gesellschaftern sollen gleichwertige Verträge ausgehandelt und unterzeichnet werden. Dieser Weg beinhaltet zwangsläufig, dass der Flughafen sich von einem erheblichen Teil seiner Mitarbeitenden trennen muss.
„Ich möchte für möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafens neue Arbeitsstellen finden und für sie und ihre Familien die Folgen der Insolvenz in Eigenregie abfedern. Ich erwarte ganz klar von den anderen Gesellschaftern, dass sie sich auch an dieser Stelle einbringen“, betonte Landrat Manfred Müller in der Kreistagssitzung. Landrat Manfred Müller informierte die Mitglieder des Paderborner Kreistages über die Verhandlungen mit der Stadt Bielefeld, die „fair und auf Augenhöhe“ geführt worden seien.
Der Kreis Paderborn als Hauptanteilseigner mit derzeit 56,37 % am Stammkapital der Flughafen GmbH übernimmt die Anteile der Stadt Bielefeld in Höhe von 5,88 % und kommt damit auf eine Beteiligung von 62,25 %. Die Stadt Bielefeld zahlt im Gegenzug 1,452 Mio. € für die Sanierung des Flughafens. Zur Ablösung der unbefristeten Verlustabdeckungsvereinbarung zahlt die Stadt eine einmalige Abschlagszahlung. Diese beträgt das 7-fache der jährlichen, auf die Stadt Bielefeld entfallenen Verlustabdeckung in Höhe von 150.000 € pro Jahr, in Summe 1,050 Mio. €. Insgesamt zahlt die Stadt Bielefeld für den Ausstieg 2,5 Mio. €. Gleichzeitig hat sich die Stadt verpflichtet, ihre Stellenausschreibungen an den Flughafen zu schicken.
Die Verhandlungen mit den anderen Gesellschaftern würden auf Basis der Bielefelder Vereinbarung fortgesetzt. „Ich hoffe sehr, dass alle kommunalen Gesellschafter ihre moralisch-gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und der mit der Stadt Bielefeld ausgehandelte Vertrag Vorbild sein könnte und wird“, so der Landrat. Ein Flughafen, der seit mehr als 50 Jahren Menschen der heimischen Region zu ihren Zielen und nach Hause bringe, dürfe nicht einfach so aufgegeben werden. Es werde auch eine Zeit nach Corona gegeben, mit welchen Flugbewegungen auch immer. „Die Menschen werden wieder reisen, zu ihren Businesszielen, in ihren Urlaub. Dreht man jetzt in Paderborn den Schlüssel um, dann für immer“, so der Landrat.
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