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24. Februar 2025

Anonym, aber nicht allein

Beratungsstelle des Kreises Paderborn berät zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen

Um den geschützten Raum mit ihren Klienten zu wahren, möchte auch Melanie Strozyk nicht erkannt werden. 
Um den geschützten Raum mit ihren Klienten zu wahren, möchte auch Melanie Strozyk nicht erkannt werden.

Kreis Paderborn (krpb). Eine schlechte Nachricht zu überbringen ist schwer. Vor allem, wenn das Gegenüber am Telefon sitzt. Melanie Strozyk aber brennt für ihren Job. „Weil er eben wichtig ist“, betont die Sozialmedizinische Angestellte. Seit 13 Jahren arbeitet sie in der Beratungsstelle zu AIDS u. anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen des Kreises Paderborn. Viele Jahre davon in enger Zusammenarbeit mit Ihrem Vorgänger Bernd Bielefeld. Im August 2024 übernahm sie die Leitung der Beratungsstelle.

Zweimal wöchentlich berät die gelernte Arzthelferin und Rettungsassistentin gemeinsam mit ihrer Kollegin Menschen, die befürchten, sich beim Geschlechtsverkehr infiziert zu haben.
Es kommen Menschen jeden Alters. Schätzungsweise rund zehn bis 15 Personen in der Woche. Einen Termin benötigt niemand.
Viele von ihnen erreichen über Umwege die Beratungsstelle in Paderborn. Die einen werden vom Arzt geschickt, andere haben im Bekanntenkreis oder in der Uni vom Beratungsangebot erfahren.

Vielleicht war es ein One-Night-Stand oder es gibt den Wunsch, unter das Singleleben einen Strich zu ziehen. Gemein haben alle, dass sie beim Team vom Kreisgesundheitsamt Hilfe, Rat und Unterstützung suchen.

„Das geschieht absolut vertraulich und anonym“, betont Strozyk. „Wir kennen keinen Namen, keine Adresse und wollen auch keine Krankenkassenkarte sehen. Jeder Klient bekommt ausschließlich zur Zuordnung einen Code von uns“.

Doch mehr noch als die eigentliche Beratung wünschen die Menschen einen Test – auf HIV oder STI, so genannte „Sexually transmitted infections«, also Krankheiten, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Einfach und unkompliziert ist dies in der Aldegreverstraße möglich. Es genügt eine Urinprobe, ein eigener Abstrich und ein bisschen Blut. Der HIV-Test ist kostenfrei, der STI-Test kostet 25 Euro.

Gerne kommt natürlich niemand. Aber hier fühlen sich die Menschen verstanden und aufgehoben. „Wir stecken niemanden in eine Schublade“. Das passiert leider in der Gesellschaft - aus Strozyks Sicht - noch zu oft. „Menschen werden stigmatisiert und mit dem Vorurteil behaftet, dass sie nicht auf sich achten. Aber ist der Kopf nur einmal ausgeschaltet, kann schon dieser eine Kontakt zur Übertragung ausreichen“.

Genau deshalb lautet der Appell aus dem Gesundheitsamt: „Tests sind wichtig, um nichts zu übersehen oder weiterzutragen. Eine möglichst frühe Diagnose und Therapie verbessern den Behandlungserfolg. Schon unerkannte Geschlechtskrankheiten können schwerwiegende Folgen haben.“

Dr. Constanze Kuhnert als Leitung des Gesundheitsamtes fügt hinzu: „Was viele nicht wissen: HIV selbst ist zwar in den allermeisten Fällen nicht heilbar, aber heutzutage sehr gut behandelbar. Mit passender Medikation wird die Viruslast so stark gesenkt, dass selbst eine Übertragung nicht mehr möglich ist. Man kann ein fast normales Leben führen. Bleibt das Virus hingegen unentdeckt, kann es im Körper wüten und zu Aids führen“.

Große Sorgen und Ängste konnte das Beratungsteam in der Vergangenheit einer jungen Mutter nehmen. Voller Panik, sich durch ihren untreuen Mann mit HIV infiziert zu haben, und der Befürchtung, hohe Kosten für einen Test zahlen zu müssen, blieb sie allein mit Ihren Ängsten. „Ein ganzes Jahr lang konnte sie kaum körperliche Nähe zu Ihrem Kind zulassen. Sie hatte zu viel Angst, die vermeintliche Infektion weiterzutragen“, erinnert sich Strozyk. Erst das negative Testergebnis brachte die erlösende Gewissheit und ließ die Frau mit dieser Situation abschließen. Fälle wie diese zeigen: Aufklärung ist das A und O. Eine Übertragung des HI-Virus ist ausschließlich über die Schleimhäute bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr und über Blut möglich.

Wer ein hohes Risiko hat, sich mit HIV zu infizieren, kann sich mit einer PrEP-Medikation vorsorglich schützen. Ebenso gibt es das Medikament PEP, welches unter bestimmten Voraussetzungen nach einem Risikokontakt eingenommen werden kann, um eine mögliche Ansteckung im Nachhinein zu verhindern.

Die aktuelle Statistik zeigt: die Menschen sind vorsichtiger, die Aufklärung ist offener geworden. „Heute werden die Dinge glücklicherweise direkt beim Namen benannt“, so Strozyk. Zu Beginn ihrer Tätigkeit in der Beratungsstelle wurden pro Jahr rund 180 HIV- und Syphilis-Tests durchgeführt. Im Jahr 2024 waren es 462 HIV-Tests. Unter einem Prozent waren positiv. Bei 474 STI-Tests lagen die positiven Befunde bei 30 Prozent.

 
 
 

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Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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