10. September 2020
Paderborner Kreisgesundheitsamt zieht Zwischenbilanz
„Uns ist bewusst, dass die Tests keine angenehme Erfahrung sind und auch die Quarantäne insbesondere für Familien mit kleinen Kindern eine enorme Belastung bedeuten“, sagt die Leiterin des Paderborner Kreisgesundheitsamtes, Dr. Constanze Kuhnert. Deshalb „danke ich ausdrücklich den Menschen im Paderborner Land, die mitmachen und sich an die Corona-Regeln halten und dazu beitragen, hier gut durchzukommen“, betont Kuhnert.
„Das waren sehr kritische Wochen“, erinnert sich Landrat Manfred Müller. „Uns war klar, dass wir für eine potentielle Verschärfung der Situation vorbereitet sein müssen“.Der Krisenstab des Kreises sowie das Paderborner Gesundheitsamt, die Kassenärztliche Vereinigung und Krankenhäuser standen in engem Austausch und trafen Vorbereitungen. Personelle Ressourcen wurden aufgestockt, zum Teil durch Umverteilung innerhalb der Ämter. Aber auch Mitarbeitende des Robert-Koch-Instituts und Kräfte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen halfen mit bei der Kontaktnachverfolgung und beim Infotelefon. Wie kritisch es war, zeigen die Kurven der Gesamtverläufe: Die so genannte 7-Tages-Inzidenz, die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, ist ein wichtiger Indikator: Wird dieser kritische Wert überschritten, müssen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Dieser Schlüsselwert stieg seit dem 24. März rasant an.
„Wir hatten bislang eine infizierte Lehrkraft und eine positiv getestete Erzieherin. Doch es gab weder in der betroffenen Schule noch im Kindergarten weitere Fälle“, bilanziert Kuhnert. „Wieso schließt in solchen Fällen nicht die gesamte Schule, warum macht man nicht den ganzen Kindergarten dicht. Und wieso werden hier nicht sofort alle getestet“, waren jene Fragen, die das Gesundheitsamt immer neu erreichten. „Ist ein Kind positiv getestet, wird die gesamte Familie unter Quarantäne gestellt“, erläutert Kuhnert.
Besuche das Kind einen Kindergarten oder eine Schulklasse, seien Kindergartenkinder , Klassenkameraden sowie ggf. Lehrkräfte und Erziehende Kontaktpersonen. Hier werde im Einzelfall geschaut, ob es sich um engere Kontaktpersonen handele, immer nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, die verbindlich sind für die Arbeit des Gesundheitsamtes. Die Familienangehörigen von Kontaktpersonen (Kontaktpersonen der Kontaktpersonen) können nicht pauschal unter Quarantäne gestellt werden.
„Aber kein Kind wird alleine isoliert. Bei Kindern bis zu 12 Jahren wird ein Elternteil mit unter Quarantäne gestellt, denn die Betreuung bzw. Versorgung des Kindes muss sichergestellt sein. Bei Kindern ab 12 Jahren gehen wir davon aus, dass sie die Einsichtsfähigkeit besitzen, sich an die Quarantänemaßnahmen zu halten. Gegebenenfalls kann auch bei älteren Kindern im Einzelfall noch ein Elternteil mit unter Quarantäne gestellt werden. Bislang war das aber nicht erforderlich“, betont Kuhnert.
Arbeitnehmer, die vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt werden, bekommen ihr Gehalt weiter ausgezahlt, haben also einen Anspruch auf Lohnfortzahlung. Und warum nicht immer und sofort gleich testen?
„Ein Test immer nur eine Momentaufnahme und liefert erst nach ein paar Tagen, wenn die Viruslast hoch genug ist, ein aussagefähiges Ergebnis“, betont Kuhnert. „Also positiver Fall in Kindergarten oder Schule, und dann wie wild testen macht keinen Sinn“, bekräftigt die leitende Amtsärztin.
Mittlerweile ist auch in der Krise so etwas wie Normalität eingekehrt. Doch das Pandemiegeschehen ist nicht vorbei, das Virus noch da und der Herbst naht. Jetzt heißt es, mit AHA durch den Herbst, lautet auch der Rat des Paderborner Kreisgesundheitsamtes. „AHA“ steht für Abstand halten, Hygienebestimmungen (häufiges Händewaschen, niemanden anniesen oder anhusten) einhalten und Alltagsmaske tragen. „Jeder Einzelne ist gefordert, das alles zu beachten, damit diese stabile Lage nicht gefährdet wird“, unterstreicht Kuhnert.
Infizierte Patienten oder Patienten, die befürchten, sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert zu haben, sollten sich an ihren Hausarzt wenden. Wichtig ist, vorher anzurufen und nicht einfach in die Praxis zu gehen. An Feiertagen und Wochenenden ist ein Arzt über den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung unter der 116117 erreichbar. In Notfällen wie z.B. Atemnot oder starke Schmerzen im Herzbereich oder Brust sollte niemand zögern, den Notruf 112 zu betätigen.
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