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Der Kiebitz - Vogel des Jahres 2024

Der Kiebitz - Vogel des Jahres 2024 
Foto: G. Lakmann

Anfang Oktober 2023 haben knapp 120.000 Teilnehmer beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) an der öffentlichen Wahl für den Vogel des Jahres 2024 teilgenommen und abgestimmt. Der Kiebitz (Vanellus vanellus) konnte sich gegen Rebhuhn, Rauchschwalbe, Steinkauz und Wespenbussard eindeutig durchsetzen.

Bereits 1996 war der Kiebitz Vogel des Jahres; seitdem ist es dem Bodenbrüter in Deutschland nicht gut ergangen. Gründe für den enormen Rückgang liegen hauptsächlich im Verschwinden oder der Entwertung seiner Lebensräume durch Bebauung, Zerschneidung, Entwässerung von Feuchtgrünland, Mooren und Ackernassstellen.

Vorkommen im Kreis Paderborn und NRW

Im Kreis Paderborn begrenzt sich die Verbreitung des Kiebitzes inzwischen lediglich auf die Niederungsbereiche um Lippe und Ems. Außerhalb dieser Gebiete bilden Kiebitzreviere eher eine Ausnahme, dies gilt insbesondere für die Bördelandschaft des Hellwegs. Auf der Paderborner Hochfläche sind seit mehreren Jahren keine Brutpaare mehr gesichtet worden.

Rote Liste der gefährdeten Vogelarten

Der Kiebitz gehört in Deutschland zu den streng geschützten Arten. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020 wird die Art in der Kategorie 2, als stark gefährdet geführt. Seit 2015 steht der Wiesenvogel auch auf der internationalen Rote Liste gefährdeter Vogelarten.

Der Kiebitz ist generell eine Art, deren Bestand auf Grund von Witterungseinflüssen stark schwankt. Ungünstig auf die Bestände wirken sich unter anderem kalte Winter und Frühjahre mit hohen Niederschlägen aus. Für die Brutzeit benötigen die Kiebitze eine offene, ebene Umgebung mit kurzer Vegetationsstruktur. Da immer mehr landwirtschaftliche Flächen auf Wintergetreide umgestellt werden, welches im Frühjahr zur Ankunft der Vögel bereits höher aufgewachsen ist, eignen sich diese Flächen nicht mehr als Brutreviere.

Ein weiteres Problem für den Kiebitz ist die steigende Mechanisierung der Landwirtschaft; so werden viele der gut getarnten Gelege durch Bearbeitungsgänge wie Schleppen/Walzen ungewollt zerstört oder durch eine frühe Wiesenmahd kommen die nur wenige Tage alte Jungvögel um. Die verstärkte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und der damit verbundene Rückgang der als Nahrung verfügbaren Insekten stellt ein weiteres Problem dar.

Kiebitzmutter mit ihren Küken 
Foto: C. Venne
Kiebitzmutter mit ihren Küken

Eine große Gefährdung geht auch von Beutegreifern aus. Vor allem Fuchs oder Waschbär führen in manchen Gebieten zu sehr hoher Prädation. Es sind aber nicht alleine die wilden Prädatoren (Organismus, der einen anderen zum Zweck der Nahrungsaufnahme nutzt und dabei meist tötet); auch Hunde, die nicht angeleint auf den Brutrevierflächen laufen, zerstören nicht selten ein Gelege oder schrecken die Jungvögel auf.
Eine erhebliche Gefahr stellen auch Hauskatzen dar, die als Freigänger Vögel erbeuten; insbesondere die noch flugunfähigen Kiebitzküken werden schnell zur Beute.

Steckbrief

Der Kiebitz ist 28 bs 31 cm groß und hat eine Flügelspannweite von 67 bis 72 cm. Sein Gefieder ist schwarz-weiß gefärbt und glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Auf dem Kopf haben das Männchen und das Weibchen eine Federholle, wobei die der Männchen etwas länger ist als die des Weibchens, ansonsten sehen sich beide Geschlechter sehr ähnlich.

Aufgrund seines Rufes trägt der Kiebitz seinen Namen, der Ruf „kiewit“ ist sehr auffallend und einprägsam. Weitere Ruflaute zur Kontaktaufnahme ist ein „chä-chuit“ sowie „wit-wit-wit“.

Der Kiebitz ernährt sich hauptsächlich von Insekten und deren Larven, aber auch Regenwürmer schmecken ihm. Getreidekörner, Samen und Früchte von Wiesenpflanzen ergänzen seinen vielfältigen Speiseplan.

Kiebitz im Flug 
Foto: C. Venne
Kiebitz im Flug

Bekannt ist die Vogelart auch wegen seiner hervorragenden Flugkünste. Die Vögel drehen Schleifen über ihre Reviere und stürzen schnell in Richtung Boden, dabei rufen sie laut und weit vernehmbar. Dies dient der Abwehr vor Gefahren z.B. aus der Luft durch Greifvögel, Rabenvögel oder anderen Prädatoren.

Wird ein Nest zerstört, ist es noch nicht zu spät; in der Brutzeit legt das Weibchen bis zu zwei Ersatzgelege. Kiebitze bevorzugen Gewässerränder, Feuchtwiesen, Heiden und Mooren. Sie brüten aber auch auf Äckern und Feldern. Sie sind sehr standorttreu, aber auch treu als Paar und bleiben ein Leben lang bei-einander.

Bestandszahlen aus dem Jahr 2023

Im Jahr 2013 lenkte der verstärkte Ausbau der erneuerbaren Energien im südlichen Teil des Kreises Paderborn den Kiebitz als Rastvogel ins Blickfeld des Artenschutzes. Seitdem werden durch die Biologische Station Kreis Paderborn | Senne e.V. für das Kreisgebiet – bis auf wenige Ausnahmen – jährlich Bestandszahlen durch Revierkartierungen erhoben sowie Schutzmaßnahmen ergriffen.

In einem Zeitraum von 2017 bis 2020 betrug der Rückgang etwa 30%. Das Jahr 2023 verzeichnet gegenüber dem Jahr 2020 einen Rückgang der Bestände um 15%. 2023 konnten 339 Kiebitzreviere gezählt werden zusätzlich kommen noch 37 unverpaarte Einzelvögel.

Kiebitzbestände

Abb. 1 Kreisweite Bestände 2017, 2020 und 2023
Abb. 1 Kreisweite Bestände 2017, 2020 und 2023

2017:

572 Reviere/Einzelvögel
2020:

399 Reviere, 42 Einzelvögel
2023:

339 Reviere, 37 Einzelvögel

Schutzprojekte für den Bodenbrüter

Kiebitzgelege 
Foto: B. Perschbacher
Kiebitzgelege

Der Kreis Paderborn bemüht sich in Kooperation mit der Biologischen Station Kreis Paderborn|Senne e.V., der Landwirtschaftskammer NRW, sowie dem Landwirtschaftlichen Kreisverband Paderborn um den Schutz und Erhalt der Feldvögel, insbesondere der Kiebitze.

Maßnahmen wurden und sind zunehmend erforderlich, da sich die Bestände fortlaufend verkleinern und sich Brutreviere zunehmend von den Grünland- auf die Ackerflächen verlagerten und dort auch größere Brutkolonien erreichten. Dies belegen auch die aktuellen Zahlen aus der Revierkartierung von 2023.

Zur Förderung des Kiebitzes steht u.a. das Kulturlandschaftsprogramm bzw. der Vertragsnaturschutz zur Verfügung. Hauptsächlich wird hiermit ein optimaler Brutplatz hergerichtet, da durch eine frühe Bodenbearbeitung im Jahr Bereiche mit wenig bzw. kurzrasiger Vegetation geschaffen werden. Diese sog. „Kurzzeit- oder Schwarzbrachen“ führen nicht selten zu größeren Ansammlungen von Kiebitzen und erhöhen damit die Chancen auf eine größere Anzahl von Nestern. Eine größere Anzahl von Nestern wiederum erhöht den Brut- und Schlupferfolg, weil sich Kiebitzpaare in Gemeinschaft besser gegen Prädatoren behaupten können. Profiteure dieses Programms sind aber nicht nur Feldvögel, sondern auch zahlreiche andere wildlebende Tier- und Pflanzenarten.

Kiebitzküken 
Foto: B. Grüer
Kiebitzküken

Neben dem Kulturlandschaftsprogramm gibt es noch eine weitere finanzielle Unterstützungsmöglichkeit. Sobald mindestens 3 Brutpaare von Kiebitzen auf einem Acker vorkommen bzw. Revierverhalten zeigen, kann eine sog. „Feldvogelinsel im Acker" eingerichtet werden. Feldvogelinseln sind kleinräumige Bereiche von ca. 0,5 bis 1,0 ha auf einer landwirtschaftlichen Fläche. Dort ruht die Bewirtschaftung ab dem 01. April bzw. ab Datum des Vertragsabschlusses bis zur Ernte der angrenzenden Hauptfrucht. Vorteil dieser Maßnahme ist die einjährige Laufzeit, sofern sich der Flächenbewirtschafter nicht für ein mehrjähriges Programm entscheiden möchte oder kann.

Eine weitere Möglichkeit ist der Schutz der Nester durch Kennzeichnung mit Markierungsstöcken. Bei der Bewirtschaftung der Ackerflächen können die Nester infolge der Kennzeichnung leicht umfahren und damit die Brut erhalten werden.

Der Schutz der Kiebitze wäre ohne das Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer nicht so erfolgreich. Sie führen unter anderem zusammen mit der Biologischen Station die Revierkartierung durch oder unterstützen bei der Nestmarkierung, vermitteln aber auch zw. Fachbehörde und Landwirtschaft. Darüber hinaus ist jeder Einzelne gefragt, Störungen während der Brut und Jungenaufzucht zu vermeiden und den Kiebitzen damit eine erfolgreiche Fortpflanzungs- und Jungenaufzuchtzeit zu ermöglichen.

Ein kleiner Lichtblick 2023

Im Vergleich zum Vorjahr kam es - der Tendenz erfreulicherweise entgegengesetzt - zu einem leichten Zuwachs der Kiebitz-Population im Kreis Paderborn. Als vorteilhaft wird in diesem Zusammenhang das regenreiche Frühjahr 2023 gesehen. Dieses hat dazu geführt, dass die landwirtschaftlichen Flächen erst später bearbeitet werden konnten. Diese Ruhephase haben die Tiere für die ungestörte Reviergründung und Brutzeit genutzt.

Als Resultat erhöhte sich die Anzahl der Kiebitzreviere etwas und auch die Zahl der Küken, die letztlich flügge geworden sind, war erfreulich groß.

Kiebitz 
Foto: C. Venne

Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Kooperation vieler Landwirte, die ihre Feldbearbeitung auf den Schutz der Küken abgestimmt haben. Eine enge Abstimmung zwischen allen Akteuren, führt nachweislich zum besseren Schutz dieser Vogelart.

Grundsätzlich ist vor allem der Erhalt bzw. die Optimierung der Lebensräume, also von Feuchtgrünland, von nassen Mulden auf den Ackerflächen bzw. Bereichen auf Äckern mit spärlicher Vegetation unentbehrlich. Landwirte können außerdem viel zu einem guten Bruterfolg beitragen, wenn die Brutbereiche der Kiebitze bei der Bewirtschaftung besonders berücksichtigt werden: angepasste Bodenbearbeitungsgänge in der Brutzeit schonen die Gelege, Stehenlassen von Streifen bei der Mahd erhält Rückzugsräume für die Jungvögel, verringerte Düngung führt zu langsamen und lückigem Aufwuchs der Vegetation. Aber auch von anderen Biotopverbesserungen bzw. biodiversitätsfördernden Maßnahmen, wie der großflächigen Wiederherstellung von (Feucht-) Grünland, der Anlage von Flachwassermulden oder der Wiederherstellung von Feldsäumen profitieren die Kiebitze.

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