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Naturschutzgebiet „Lippe bei Sande“


Auswirkungen der Renaturierung auf die Tier- und Pflanzenwelt

Groppe (Foto: Biologische Station Kreis Paderborn - Senne e.V.) 
Groppe (Foto: Biologische Station Kreis Paderborn - Senne e.V.)

Vor dem Bau der Lippeseeumflut war die Gewässergüte der Lippe unterhalb des Sees stark belastet. Grund dafür war, dass sich das im Lippesee stehende Gewässer stark erwärmte und somit aus dem See im Sommer nur warmes und trübes Seewasser in die Lippe geströmt ist. Die Auswirkungen des Lippesees auf die Tierwelt in der Lippe ließen sich beispielsweise an der Verbreitung der beiden Fischarten Groppe und Aal feststellen. So zeigen die Fangzahlen von Elektrobefischungen aus dem Jahr 1992 in der Lippe oberhalb und unterhalb des Sees im Bereich von jeweils fünf Probestrecken, dass die Groppe die Lippe hauptsächlich oberhalb besiedelt hat. Der wärmetolerante Aal war dagegen vornehmlich unterhalb des Lippesees und in für einen naturnahen Abschnitt absolut untypischen sehr hohen Individuenzahlen anzutreffen.

Bereits in dem ersten Jahr nach der Inbetriebnahme der Lippeseeumflut konnte festgestellt werden, dass die meisten in der oberen Lippe lebenden Fischarten schon die Umflut besiedelten. Inzwischen konnten alle in der oberen Lippe lebenden Fischarten auch in der Umflut nachgewiesen werden.
Vor allem die Äsche, die das abwechslungsreiche kiesige Flussbett der Umflut mit den sich ständig verlagernden Kiesen gut nutzen kann, hat in der neuen Lippe hohe Bestandszahlen erreicht. Dabei lässt der hohe Anteil an Jungfischen darauf schließen, dass hier die Bedingungen für die Fortpflanzung der Äsche sehr gut sind. Die Lippeseeumflut hat sich also zu einer regelrechten Kinderstube für die Äsche entwickelt. Während entsprechende Ergebnisse ebenfalls für die Groppe und die Elritze gewonnen werden konnten, ist der Bestand der Aale unterhalb des Sees dagegen auf ein normales Maß zurückgegangen. Auch in der Umflut selbst kommt er nur mit wenigen Exemplaren vor.

Flussregenpfeifer (Foto: Biologische Station Kreis Paderborn - Senne e.V.) 
Flussregenpfeifer (Foto: Biologische Station Kreis Paderborn - Senne e.V.)

Außerdem bietet das Naturschutzgebiet im Bereich der Lippeseeumflut einen Lebensraum für derzeit 50 Brutvogelarten. Von diesen sind 16 Arten in der Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten verzeichnet. Weitere 42 Arten nutzen das Gebiet als Rast- und Durchzugsquartier.
Unter den Brutvögeln sind neben Flussregenpfeifern auch Eisvögel, Wasseramseln, Teichrallen und Gebirgsstelzen vertreten.

Mit der fortschreitenden Vegetationsentwicklung veränderte sich auch die Besiedlung des Gebiets. Kurz nach der Inbetriebnahme der Umflut wurden vor allem Pionierbesiedler verzeichnet, die in den noch bestehenden Rohbodenflächen perfekte Lebensbedingungen vorgefunden haben. Zu diesen Pionierarten gehört u.a. der Flussregenpfeifer. Trotz der Zunahme von Röhricht und Gehölz, mit der sich inzwischen u. a. auch die Dorngrasmücke, der Sumpfrohrsänger und die Rohrammer angesiedelt haben, gibt es für den Flussregenpfeifer auf Grund der eigendynamischen Verlagerung von Kiesen und Sanden aber immer noch Flächen, die von ihm als Lebensraum genutzt werden können.
Darüber hinaus können im Winter u.a. Gänsesäger, Zwergsäger, Schellenten, Tafelenten, Krickenten, Knäkenten, Schnatterenten, Hauben- und Zwergtaucher beobachtet werden. Sie überwintern am Lippesee und weichen in strengen Wintern bei starken Frostperioden, wenn der See fast vollständig zufriert, auf die Umflut und weitere Lippebereiche aus.

Biber (Foto: Dr. G. Bockwinkel) 
Biber (Foto: Dr. G. Bockwinkel)

Ende 2014 ist ein Biber in das Gebiet der Lippeseeumflut eingewandert. Da er vorzugweise jene Regionen, in denen er eine intakte Natur und einen idealen Lebensraum für sich findet, besiedelt, ist er ein deutliches Zeichen für die gute Lebensraumqualität der neuen Lippe. Der Biber fällt kleinere Gehölze und baut aus herbeigeschleppten Ästen und Stämmen Dämme und Burgen. Daraus resultieren Aufstauungen und kleinere Teiche. Somit sorgt er für eine ständige Dynamik in der Flusslandschaft. Aufgrund seiner Fähigkeit, seinen Lebensraum derart aktiv zu gestalten, wird der Biber auch als Schlüsselart bezeichnet. Er schafft Biotope, die vielen anderen Arten als Lebensraum dienen.
Der Biber gehört zu den sehr seltenen Tierarten und ist daher nach dem europäischen Recht, der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, und dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt.

Nach der Inbetriebnahme der Lippeseeumflut im Jahr 2005 zeichnete sich das Gebiet noch durch große Rohbodenflächen und fehlenden Pflanzenbewuchs aus. Nichtsdestotrotz wurde, bis auf wenige Ausnahmen, auf Ansaaten und Gehölzpflanzungen verzichtet. Die Aue wurde sich selbst überlassen und bietet heute das Bild eines von dichten Gehölzen gesäumten naturnahen Flussabschnittes. Vor allem Weiden und Erlen sind aufgewachsen und haben derweil Höhen bis zu 8 Meter erreicht. Man kann hier von dichten Auwaldinitialen sprechen. Um Erholungssuchenden dennoch einen Blick auf die Lippe, den dahinter liegenden Lippesee und die Ortschaft Sande zu ermöglichen, wurden 6 Sichtachsen angelegt, von denen sich 3 innerhalb des Naturschutzgebietes befinden. Diese Sichtachsen werden 2-mal jährlich freigeschnitten.

 

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